Rheincamping in Meerbusch Campingplatz ist jetzt winterfest
Meerbusch. · Rainer Breitbach und Markus Brix haben ihren Campingplatz komplett abgebaut. Sämtliches Zubehör wird in Containern eingelagert. Denn im Winter, wenn der Rhein anschwillt, dient die Fläche als Überschwemmungsgebiet.
Wo sonst Caravane, Zelte und Autos stehen, sieht man nur noch eine leere Wiese. Bis auf die gemauerten Wasserzapfstellen lässt nichts darauf schließen, dass der Platz eigentlich den Campern gehört. Denn er wurde von seinen Besitzern Markus Brix und Rainer Breitbach winterfest gemacht und komplett leer geräumt – „von der Kuchengabel bis zum Stromkasten kommt alles weg“, sagt Breitbach.
Seit der Campingplatz vor 70 Jahren eröffnet wurde, muss er jedes Jahr im Winter geräumt und im Frühling wieder aufgebaut werden. Der Grund: Die Fläche ist ein Überschwemmungsgebiet, ein sogenanntes Polder. Wenn es im Winter pausenlos regnet, füllt sich der Rhein mit zu viel Wasser, irgendwann schwappt es über die Ufer. Der Campingplatz dient dann als Auffangbecken, in dem sich das Wasser für eine Weile sammeln kann. So wird der Wasserstand reguliert und bewohnte Gebiete nicht überschwemmt. „Das passiert so gut wie jedes Jahr — der ganze Platz steht dann unter Wasser“, erklärt Breitbach. Trotzdem seien viele Spaziergänger im Winter überrascht, wenn sie den leeren Platz sehen. „Wir werden dann oft panisch angerufen und gefragt, ob wir bankrott gegangen sind und ob wir wiederkommen“, sagt er.
Ein Campingplatz, den man jedes Jahr auf- und wieder abbauen muss, das ist sehr ungewöhnlich in Deutschland. „Es gibt nur drei oder vier weitere Campingplätze, meist an der Nordsee, die das auch so machen“, sagt Breitbach.
Insgesamt bewegen Breitbach, Brix und Direktionsassistent Gonzalo Zapata jedes Jahr im Oktober um die 180 Tonnen vom Platz. Auch die Strandbar, die Sanitäranlagen und der kleine Supermarkt müssen abgebaut werden. Gelagert wird alles in großen ausrangierten DPD-Containern, die dann von einer Meerbuscher Spedition abgeholt werden. Ein weiterer Lagerplatz befindet sich zwei Kilometer vom Deich entfernt, wo ebenfalls mehrere Großcontainer stehen.
Für den Auf- und Abbau planen Breitbach, Brix und Zapata um die zwei Wochen ein. In diesem Jahr sei der Aufbau besonders anstrengend und zeitintensiv gewesen. Da viele der vorwiegend ausländischen Mitarbeiter nicht einreisen konnten, mussten sie den den Platz zu dritt abbauen. „Das war ein Extremfall“, sagt Breitbach.
Ein Campingplatz, der im Winter keiner ist, kann man davon leben? „Ja, wir bekommen das hin“, sagt Breitbach. Den Winter verbringen die drei in Spanien, von den Überschwemmungen bekommen sie nichts mit. Viele ihrer Kunden schicken ihnen dann Fotos von dem überfluteten Platz.
Corona hat dem Geschäft nicht geschadet, im Gegenteil: „Viele haben ihre Liebe zum Campen entdeckt“, sagt er. Ihre ausländischen Stammkunden sind bis auf ein paar Holländer in diesem Jahr weggeblieben, dafür waren so viele Deutsche auf dem Platz wie nie zuvor – und Familien, die noch nie gecampt haben. Das sei zwischendurch stressig gewesen, habe aber auch für viele Lacher auf dem Campingplatz gesorgt. „Da kam eine Familie mit einem Doppelachser auf den Platz, der fast neun Meter lang war. Obwohl unser Platz einfach zu befahren ist, hat er sich nicht getraut“, erzählt Breitbach.
Viele seiner Neulinge mussten erst einmal das Camping-Grundwissen erlernen: wie man beispielsweise eine Chemietoilette entleert oder den Gashahn anbekommt. „Wie man ein Zelt aufzubaut, müssen wir regelmäßig erklären“, sagt er. Leider durften die Betreiber ihre Bar erst Mitte Juli wiedereröffnen. Das sei schade gewesen, weil sie auch für viele Gäste außer Haus ein Anziehungspunkt war.
Trotzdem: Über die Zukunft machen sich die beiden Campingplatz-Inhaber keine Sorgen. Für die nächste Saison sind nämlich alle Dauerplätze schon komplett ausgebucht. „Das ist uns noch nie passiert“, sagt Breitbach. Auch viele der Gäste, die in diesem Jahr zum ersten Mal campen waren, haben sich ihren Platz schon reserviert. Mitte März kommen er und sein Partner wieder zurück nach Deutschland – dann beginnt der Aufbau wieder von vorne.