Kultur in Meerbusch Nach der Vorstellung ist vor der Vorstellung

Meerbusch · „Pension Schöller“ war für das Mundarttheater ein Erfolg. Das Ensemble ist für die Möglichkeit froh, wieder auf der Bühne zu stehen.

Das neue Stück „Pension Schöller“ war für das Lotumer Buretheater ein voller Erfolg.

Foto: Ja/Anne Orthen (orth)

„Wir konnten spielen“ – das ist für Werner Schmalbach, Gerda und Robert Paas nach den massiven Corona-Ausfällen die alles überlagernde gute Nachricht in diesem Jahr. „Und keiner der 13 Akteure der Bühne ist während der 15 Vorstellungen krank geworden“, freut sich Schmalbach. Er und Robert Paas gehören zum Vorstand des Lotumer Buretheaters und haben auch die Besucherzahlen der jeweiligen Saison im Blick: „Wir sind zufrieden und positiv überrascht. Die Zuschauerreihen waren im Durchschnitt immer weit über die Hälfte belegt.“ Dabei wurde auch für Abstand gesorgt, denn die Covid-Beschränkungen sind noch nicht ganz wegzudenken.

„Manche Besucher kamen erstens nicht wegen Corona und zweitens nicht wegen der schlechten Lüftung im Saal des Forum Wasserturms“, sagt Schmalbach. Trotzdem war „Pension Schöller“ im 40. Jubiläumsjahr ein großer Erfolg und lockte auch jüngeres Publikum an. „Die Stimmung im Zuschauerraum war sehr entspannt. Beim Blick von der Bühne sahen die Reihen immer gut besetzt aus“, so Gerda Paas, die die Schriftstellerin Josefine Pilcher spielte. Auch Paas‘ Sohn Daniel gehörte als Oberkellner Walter zum Ensemble. Er ist mit 29 Jahren der jüngste Darsteller.

Vier neue Darsteller
verstärken das Ensemble

„Wir brauchen dringend junge Leute“, sind sich die Verantwortlichen einig. Eine besondere Veranlagung ist nicht nötig. Allerdings sollte Spaß am Theaterspielen und ein bisschen Gefühl für die Mundart sowie das Texte-Lernen mitgebracht werden. In diesem Jahr gab es Ensemble-Verstärkung. „Vier auf einen Streich – das ist schon viel“, sagt Robert Paas. Als Regisseur ist es seine Aufgabe, die neuen Akteure in das Ensemble einzupassen: „Sie haben meist keine Bühnenerfahrung. Deshalb ist es meine Aufgabe, die Neuen während der Proben an das Niveau der ‚Alten‘ heranzuführen.“

Einfach war das nicht, denn die zweijährige Corona-Pause ohne Proben und Live-Auftritte musste überbrückt werden, es hat aber gut funktioniert. Die Proben liefen ganz normal auf der Forum-Bühne ab. „Die Leseproben allerdings, die sonst bei uns zuhause stattfinden, wurden ebenfalls auf die Bühne verlegt – teils mit Maske. Dort konnte der Kreis groß gemacht werden“, erzählt Gerda Paas. Weggefallen ist die obligate Tonaufnahme, die normalerweise in einem privaten kleinen Studio stattfindet. Jetzt allerdings wird bereits in die kommende Saison geblickt.

„Für mich ist nach der letzten Vorstellung vor der neuen Vorstellung. Ich muss mich früh auf das Stück im neuen Jahr vorbereiten“, erklärt Robert Paas. Natürlich weiß er schon, was auf die Bühne kommt, dass alle dabei sein wollen und mit den Füßen scharren. „Der Arbeitstitel steht. Elf Darsteller sind dabei, es wird viel Platt gesprochen und die Handlung wird wieder mehr auf das Bauern-Milieu verlegt.“

Alles andere ist ein Geheimnis, denn der ehemalige Spielleiter Peter Pütz ist noch dabei, das ausgewählte Stück in das Länkter Platt und damit in die „Rheinische Fassung“ zu bringen. Robert Paas hat im Kopf die Rollen bereits verteilt: „Aber darüber sprechen wir nicht. Jeder überlegt, bin ich dabei oder bin ich nicht dabei? Alle wollen mitspielen und wenn Details zu früh bekannt werden, kommt Unruhe in das Team.“

Aber auch Peter Pütz macht sich beim „Übersetzen“ bereits Gedanken, wer in welche Rolle passt. Trotzdem – nicht immer sind alle mit ihren Rollen zufrieden. Der Regisseur lässt sich aber nicht umstimmen. Werner Schmalbach, dessen Vater Karl Schmalbach (1928-2013) das erfolgreiche Mundart-Theater vor 40 Jahren ins Leben gerufen hat und der selbst bisher nur beim Schluss-Applaus auf der Bühne stand, erinnert sich: „Das gehörte auch zu der Kunst meines Vaters – ab und zu musste er mal den harten Mann raushängen lassen.“ Denn solche Absagen können auch die Laien-Darsteller schlecht wegstecken. Jetzt aber blicken alle nach vorn. Schließlich ist es mit der Rollen-Vergabe allein nicht getan. Mehrere Wochen Proben liegen vor dem Team und zudem muss auch immer nach den richtigen „Klamotten“ gesucht werden. „Sie müssen zu der Zeit passen, in der das Stück spielt. Da schauen wir uns auch auf Trödelmärkten um“, erklärt Gerda Paas.

Und das Bühnenbild muss ebenfalls stimmen. Es wird seit vielen Jahren von dem Meerbuscher Künstler Günther Margielsky entworfen. Alle zählen darauf, dass es nicht wieder Verschiebungen der Vorstellungen geben wird. „Wir möchten eine komplette Saison durchspielen und hoffen auch auf eine Vor-Corona-Besucherzahl, damit wir wieder spenden können.“ Denn wie es mit den Finanzen in der vergangenen Saison aussieht, wird sich erst bei der Kassenprüfung in den nächsten Wochen herausstellen.