Meerbuscher Vereins-Jubiläum Spielmannszug verschiebt seinen 100. Geburtstag auf nächstes Jahr
Lank-Latum. · Die für Juni geplante Jubiläumsfeier kann wegen der Corona-Krise erst 2021 stattfinden. Der Verein zählt heute 35 Mitglieder.
Eigentlich sollte im Juni groß gefeiert werden, quasi ein doppeltes Jubiläum: 50 Jahre Stadt Meerbusch und 100 Jahre Bundesspielmannszug 1920 Lank-Latum. Doch die Unsicherheiten der Corona-Krise machen der geplanten Feier leider einen Strich durch die Rechnung. Aber im kommenden Jahr wollen die Musiker ihren runden Geburtstag nachholen. „2021 wird dann richtig gefeiert“, verspricht der Vereinsvorsitzende Guido Biegel.
Und Grund genug gibt es dafür allemal. 1920 mit rund 15 Mitgliedern gegründet beteiligen sich heute 35 Mitglieder aktiv im Verein. Aber nicht nur die Menge der Mitglieder, sondern auch die Intensität des Vereinslebens hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Während die Truppe anfangs hauptsächlich im Umzug der Lanker Schützen im Einsatz war, kommt der Spielmannszug inzwischen auf rund 60 bis 70 Auftritte im Jahr, auch weit über die Meerbuscher Stadtgrenze hinaus. Besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die Auftritte mit der Bundeswehr. 1998, im Jahr als Guido Biegel den Vorsitz übernahm, traten die Lanker zum ersten Mal bei einem Generalsbiwak in der Bergischen Kaserne mit der Bundeswehr auf. Anschließend folgten zahlreiche weitere Veranstaltungen im Alten Kesselhaus auf dem Areal Böhler. Ebenso gerne erinnert sich Biegel an die Teilnahme am Blumenkorso, einer großen Parade in Bad Ems, vor einigen Jahren.
Anders als viele andere Brauchtumsvereine plagen den Spielmannszug jedoch nur wenig Nachwuchssorgen. Von zwölf bis 80 Jahren sind alle Altersklassen unter den Mitgliedern vertreten. Das liegt daran, dass sich der Verein schon seit vielen Jahren darum bemüht, junge Leute in den Spielmannszug zu holen, zum Beispiel durch einen Infostand beim jährlich stattfindenden Maifest oder durch offene Proben. Zudem sind die Zugangshürden relativ niedrig, Uniform und Instrumente werden den Neuankömmlingen kostenlos gestellt.
Vorsitzender glaubt, vielen Leuten fehle heute die Verbindlichkeit
Doch manchmal hapert es an einer anderen Stelle. „Oft ist die Verpflichtung ein Problem, bei vielen jungen Leuten fehlt die Verbindlichkeit“, erzählt Guido Biegel. Die wöchentliche Probe und die zahlreichen Auftritte schrecken so manchen Jugendlichen ab. Auch weil durch längere Schulzeiten und andere Verpflichtungen die Freizeit oft knapp bemessen ist. Zudem braucht es auch einiges an Engagement, um mit dem Spielmannszug auftreten zu dürfen. Mindestens ein halbes Jahr Übung ist nötig, um fit für das Trommelspielen zu sein, die Flötisten benötigen gar ein Jahr, bis sie auftreten können.
Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen klappt trotzdem sehr gut. Die jüngeren lernen von den erfahrenen Mitgliedern, während andersherum durch den Nachwuchs eine neue Dynamik in den Verein kommt. „Bei uns stehen Werte wie Kameradschaft und Zusammenhalt im Vordergrund“, erklärt Biegel die Vereinskultur. Und diese Werte kennen nun einmal keine Altersgrenzen – und auch keine Geschlechter. Während es vor 30 Jahren noch unmöglich erschien, dass Frauen in dem Spielmannszug Mitglied werden, stellen sie inzwischen rund 40 Prozent der Mitglieder. „Wir sind sehr froh, dass wir so viele Mädchen im Spielmannszug haben“, so Biegel.
Gespielt werden sowohl klassische Marschmusik als auch moderne Lieder. Und normalerweise gäbe es in den kommenden Wochen viele Möglichkeiten, dieses Repertoire der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Doch wegen der Corona-Krise fällt nicht nur die geplante Jubiläumsfeier, sondern auch viele Schützenfeste aus. Auch das traditionelle Kompanievogelschießen im April kann nicht stattfinden. „Wir müssen schauen, wie sich das Jahr noch entwickelt“, sagt Biegel. Immerhin gäbe es im Herbst noch das ein oder andere Fest. Dass der Spielmannszug Lank-Latum ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum Zuhausesitzen verurteilt ist, ist für die Mitglieder besonders traurig. Aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben. Auch ein 101. Geburtstag lässt sich bestimmt gut feiern.