Meerbusch Von der Herzlichkeit bretonischer Eichen
Zusammen mit Altbürgermeister Lothar Beseler auf einem Ortsspaziergang durch Strümp. Dort nahm die Städtepartnerschaft zwischen Meerbusch und Fouesnant vor mehr als 50 Jahren ihren Anfang. Auch Beseler hat sie mitgeprägt.
Strümp liegt im geografischen Zentrum von Meerbusch. Allerdings kann man das Dorf, das auch Sockenhausen oder Nyloncity (wegen der Ähnlichkeit zu „Strümpfen“) genannt wird, nicht als wirklichen Mittelpunkt bezeichnen. Erst seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat sich aus wenigen größeren Höfen ein Ortsteil entwickelt, der heute rund 6200 Einwohner hat.
Der Experte für Strümp ist Lothar Beseler, der von 1989 bis 1994 Bürgermeister von Meerbusch war und sich heute in mehreren Ehrenämtern engagiert. Seit seit 1973 wohnt er in Strümp. Treffpunkt für den Ortsrundgang ist ein Objekt, das viele nicht in Strümp vermuten: ein Originalstück der Berliner Mauer mit künstlerischer Gestaltung von Thierry Noir, das 2011 am Meerbusch-Gymnasium aufgestellt wurde.
„Ich erinnere mich noch gut an die Wende“, erzählt Beseler. Das sei ein sehr emotionaler Moment gewesen. Er kann anschaulich von seinen Erfahrungen berichten, die er bei der Aufbauhilfe in der ehemaligen DDR geleistet hat: als Richter in Potsdam und Luckenwalde und als Bürgermeister in den Partnerstädten Meerbuschs, Blankenburg und Wittenberge. „In Luckenwalde waren zwei weiße Flecken an der Wand oberhalb des Richtertischs. Da hingen wohl früher Bilder von Honecker und Stoph“, schmunzelt Beseler. Über einen kleinen Grünzug, an dem gerade eine Hundebesitzerin ihren Vierbeiner spazieren führt, der sonst aber von Schülern genutzt wird, geht es zum Fouesnantplatz. Oder „Place de Fouesnant“ wie ein Straßenschild besagt. Der Platz ist der Jumelage zwischen der bretonischen Stadt und Meerbusch gewidmet. „Hier haben wir 1983 eine bretonische Eiche gepflanzt“, so Beseler. Darunter steht heute ein Findling mit einem Hinweis zur Städtepartnerschaft. Am Fouesnantplatz liegt die Martinus-Grundschule, deren früherer Leiter, Rolf Cornelissen, die Partnerschaft 1967 begründete. „Auf dem Fouesnantplatz starteten immer die Reisen in die Bretagne – und man kam als anderer Mensch wieder. Die Herzlichkeit der Franzosen war überwältigend“, so Beseler.
Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich die evangelische Versöhnungskirche, deren Räumlichkeiten der Meerbuscher Kulturkreis, dessen Vorsitzender er seit einigen Jahren ist, gerne für Konzerte nutzt. Über einen kleinen Pfad geht es zu einem weiteren Platz, der Beseler am Herzen liegt. Inmitten des Areals steht ein filigraner Kontrabass aus Stahl, denn dort ist die Heimat der städtischen Musikschule. Ursprünglich war die Strümper Volksschule in dem alten Gebäude. „Als das Meerbusch-Gymnasium gegründet wurde, begann hier der Schulbetrieb“, ergänzt Beseler, dessen Frau damals eine der ersten Lehrerinnen war.
Hier geht die „Kaustisentie“, also der Kaustinenweg, vom Platz ab. Sie gibt einen Hinweis auf die frühere Partnerschaft der Einrichtung mit dem Musikgymnasium im finnischen Kaustinen. „Schade, dass sie eingeschlafen ist“, bedauert Beseler. Noch bedauerlicher findet er es allerdings, dass das katholische Pfarrheim, das sich schräg gegenüber neben der katholischen Kirche St. Franziskus befindet, geschlossen wurde.„Menschen brauchen einen Ort, um sich zu treffen und um nicht zu vereinsamen“, ist Lothar Beselers feste
Überzeugung.
Auch das Martinskomitee, dessen Vorsitzender er ist, tagt nun in der Feuerwache, die sich gleich nebenan befindet. Man kann dort im Schatten einiger großer Bäume sitzen und lesen. Richtig Leben ist auf dem Platz, wenn der Bürgerverein „Kleene Strömper“ am ersten Adventswochenende zum Strümper Weihnachtsmarkt einlädt. „Ein tolles Engagement“, findet Beseler.
Zum Einkaufen für Lebensmittel des täglichen Bedarfs geht der Altbürgermeister gerne über den neuen Spazierweg an der Buschstraße. Direkt neben der Strempe schlängelt sich ein Pfad durch einen Blühstreifen. Unter einer Birke stehen zwei lauschige Bänke. Von dort über eine kleine Brücke ist es nicht weit bis zum Supermarkt, in dem es neben Lebensmitteln in einem Regal direkt am Eingang frei verfügbaren Lesestoff gibt. Nur wenige Schritte sind es zum Bäcker Wieler, wo Beseler am liebsten Brot und Brötchen kauft. „Leider gibt es auf dem Platz am Schmitterhof keinen Wochenmarkt mehr“, bedauert er. Das habe sich wohl nicht gelohnt. (Fast) verschwunden sei auch ein Wahrzeichen von Strümp: der alte Mann in der Badewanne. Die Betonskulptur an der Xantener Straße ist von dichtem Grün bewachsen und zugerankt und weist etliche Schäden auf.