Kunst in Meerbusch Workshops über kreative Prozesse
Strümp. · Die Grafik-Designerin und Autorin Michaela Kura verbindet gerne Textzeilen oder Buchseiten mit Malerei. Daraus entstehen collagenartige Arbeiten. Sie gibt Erwachsenen und Kindern ihre Kenntnisse in Workshops weiter.
Nathanael (10), Phil (14) und Tim (11) sind konzentriert bei der Sache. Sie nehmen an dem vom Land Nordrhein-Westfalen und den Kultureinrichtungen der Kommunen – in Meerbusch ist es die Volkshochschule – an dem Projekt „Kulturrucksack“ teil. Sie setzen sich an diesem Vormittag mit dem Künstler Claes Oldenburg und seiner Credo „In jedem simplen Ding steckt Kunst“ auseinander. Michaela Kura hat die Wahl der Dinge den Kindern überlassen. Das grundsätzliche Thema allerdings hat sie vorgegeben.
In den Atelierräumen im Elternhaus ihres Mannes wird den Schülern die „Pop-Art Generation 2020“ vermittelt. Phil setzt gemäß der Vorgabe „Kleine Dinge groß in Szene setzen“ eine Schere in die Landschaft und sagt im Namen seiner Mitstreiter: „Das ist spannend.“ Michaela Kura, die ihre Wirkungsstätte 2013 von Kaarst nach Strümp verlegte und ein Jahr später „Kuratorium. Raum für Ideen“ gründete, vermittelt regelmäßig in Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene kreative Prozesse. Sie stehen im Vordergrund: „Mir ist es wichtig, der Fantasie und Schaffensfreude Raum zu geben und andere Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen künstlerisch zu begleiten.“
Kindergeburtstage werden
künstlerisch ausgerichtet
Dazu gehört das Projekt „Wider den Werteverfall“ für Jugendliche. Es wird 2020 vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft gefördert und wurde im September in der VHS Meerbusch ausgestellt. Im „Raum für Ideen“ gibt es auch eine Schreibwerkstatt und ein Kreativlabor. Außerdem werden Kindergeburtstage künstlerisch ausgerichtet. Um ihre eigenen Ansprüche an das Kunstschaffen erfüllen zu können, muss sich Michaela Kura von Zeit zu Zeit ein Zeitfenster schaffen. Denn die Kreativität der selbstständigen Grafik-Designerin, Texterin und Autorin mit Studien der Visuellen Kommunikation an der FH Düsseldorf begleitet sie ihr ganzes Leben: „Ich habe schon als Kind gern gezeichnet – Comicfiguren, Porträts und alles, was mir in den Blick fiel.“ Während des Studiums nutzte sie die künstlerisch freien Kurse unter anderem von Wolf Erlbruch, Ulf Rungenhagen und Ton van der Laaken: „Da konnte ich mich ausprobieren, habe beispielsweise gelernt, dass die gezielte Zerstörung des eigenen Werkes eine ungeahnte kreative Energie freisetzen kann.“
Ebenfalls seit frühester Jugend interessieren Michaela Kura textuelle Darstellungen. Das Empfinden, dass Bild und Text untrennbar miteinander verbunden sind, führte sie zu weiteren Studien in Germanistik und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität und zu einigen Publikationen. Zudem werden Textzeilen, Schnipsel, Fetzen oder Buchseiten zum Bestandteil von Bildern, teils collagenartig oder als Pappmaché-Skulpturen.
Beispiele im Atelier, Zur Alten Burg 11, zeugen auch davon, dass die Kreativität bis zur Fotografie reicht. Mit der Beherrschung dieses Kunstzweigs hat Michaela Kura in dem zum Stadtjubiläum ausgeschriebenen Wettbewerb „MEERkunst“ in der Rubrik Skulpturen mit der Stele „Einblicke“ den ersten Platz belegt.
Die Stele hat Gucklöcher in unterschiedlichen Größen, in denen 50 verschiedene Foto-Fenster zu sehen sind. „Ich wollte etwas zeigen, was die Meerbuscher angeht.“ Davon, wie es in ihrem Atelier aussieht, konnten sich jetzt Interessierte des Meerbuscher Kulturkreises (MKK) überzeugen. Beiratsmitglied Thomas Cieslik hatte die Künstlerin ausgewählt, um einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.