Wie kam es zu dem närrischen Gottesdienst?
Karneval in meerbusch Karneval, Kirche und Börker Platt
Interview Pastor Michael Berning berichtet über den Mundartgottesdienst.
Die Jecken feiern am Karnevalssonntag um 11.30 Uhr in der katholischen St. Mauritius-Kirche an der Dorfstraße in Büderich einen karnevalistischen Gottesdienst auf Börker Platt. Pastor Michael Berning erzählt, was die Besucher erwartet.
Michael Berning: Die Idee entstand schon vor einigen Jahren. Ich dachte, dass Karneval, Kirche und Mundart gut zusammen passen. Auch die KG Büdericher Heinzelmännchen und die KG Blau Weiss Büderich waren sofort begeistert von der Idee, als ich sie angesprochen habe. Am Sonntag feiern wir übrigens bereits den sechsten Karnevalsgottesdienst auf Börker Platt. Und jeder weiß: Alles, was im Rheinland drei Mal stattgefunden hat, ist Tradition.
Welches Ziel verfolgen Sie mit der Mundart-Messe?
Berning: So ein Gottesdienst ist eine gute Möglichkeit, auch die Leute anzusprechen, die sonst nicht kommen. So verbohrt sind wir nämlich gar nicht (lacht).
Tragen Sie denn ein Kostüm?
Berning: Nein, es ist immer noch ein Gottesdienst. Deshalb trage ich mein Messgewand. Aber wer mag, kann natürlich im Kostüm kommen. Das wünschen wir uns sogar. Auch die Vereinsmitglieder kommen in Karnevalsuniform und mit Standarte.
Wer plant den Gottesdienst?
Berning: Seit Beginn sind beide Karnevalsvereine intensiv an den Vorbereitungstreffen beteiligt und suchen vorab aus ihren Reihen auch die Leute, die die Fürbitten vortragen. Das Motto in diesem Jahr lautet übrigens „Herr, lott de Sonn opjonn“.
Wird ausschließlich Börker Platt gesprochen?
Berning: Nein, es ist immer noch ein Gottesdienst. Deshalb ist der Teil der Wandlung auf Hochdeutsch.
Und wie entstehen die Texte? Sprechen Sie Platt?
Berning: Ich bin ja in Neuss geboren. Mundart ist mir also durchaus vertraut, ich rede auch mit den älteren Menschen im Ort oft Platt. Aber glücklicherweise haben wir Friedhelm Rippers und den Mundartpapst von Büderich, Hans Spennes, in unseren Reihen. Sie bereiten die Texte für den Gottesdienst vor. Hans Spennes übersetzt beispielsweise sämtliche Bibelstellen ins Börker Platt. Mittlerweile haben wir aber auch viele Texte und Kirchenlieder in unserem Fundus, auf die wir zurückgreifen können. Aber ich lerne auch immer wieder neue Wörter kennen: In diesem Jahr etwa das Wort Quohts, das heißt Böses. Damit ich die Texte im Gottesdienst richtig vortrage, lese ich sie mir vorher laut vor. Dann klappt es.
Ist Ihre Predigt schon fertig?
Berning: Noch nicht ganz, da muss ich erst noch ein bisschen karnevalistische Atmosphäre schnuppern. Aber keine Sorge: Sie wird rechtzeitig fertig sein. Und so viel kann ich sagen: Der ein oder andere Scherz wird auch drin sein.
Was gefällt Ihnen an Karneval?
Berning: Ich mag es, dass so gute Stimmung ist und so viele Menschen friedlich zusammenkommen, um zu feiern. Obwohl ich im Herzen eher Schütze bin, war es doch immer mein Kindheitstraum, auf einem Karnevalswagen mitzufahren. Und ich muss sagen: Es war noch schöner, als ich es mir immer vorgestellt habe. Zuletzt war ich im vergangenen Jahr auf dem Rosenmontagswagen der Büdericher Heinzelmännchen.
Wird es den Mundart-Gottesdienst in Büderich demnächst öfter geben?
Berning: Nein, das soll etwas Besonderes bleiben, deshalb gibt es den nur an Karneval. Aber was ich versprechen kann: Im nächsten Jahr gibt es garantiert wieder einen karnevalistischen Gottesdienst in Büderich.
Und was machen Sie am Rosenmontag?
Berning: Da entscheide ich spontan, ob ich zum Zug nach Düsseldorf gehe.