Mit Kunsthistorikerin Margot Kütsch An fast jeder Ecke trifft man auf die Spuren von Ewald Mataré
Kunst in Hülle und Fülle können Spaziergänger entlang des Euroga-Kunstwegs entdecken. Kunsthistorikerin Margot Klütsch gibt Tipps.
Die Weihnachtszeit mit gemütlichen Stunden und gutem Essen ist längst vorbei, der Frühling noch nicht in Sicht. Eine gute Zeit, sich an der frischen Luft zu bewegen. Für einen Spaziergang in Meerbusch bieten sich nicht nur die Rheinauen an. Wer neben der Natur gerne Kunst betrachtet, kann sich in Büderich auf die Spuren von Ewald Mataré und seiner Schüler begeben. Zu sehen sind dort die Kunstwerke, die den Meerbuscher Euroga-Kunstweg 2002 bilden.
Einige sind bekannt, andere fallen einem erst bei genauer Betrachtung auf. „Wer den Weg mit offenen Augen geht, entdeckt Kunst in Hülle und Fülle und in allen Facetten“, sagt Kunsthistorikerin Margot Klütsch. Das Spektrum reiche von lokal inspirierten Werken bis zu Arbeiten von internationaler Bedeutung. „Skulpturen stehen im Dialog mit der Natur, Mahnmale regen zum Nachdenken an, und an den Spielbrunnen erfreuen sich Kinder und Erwachsene“,
ergänzt sie.
Der Rundweg beginnt an der Kirche St. Mauritius an der Dorfstraße. Im Hof vor dem Pfarrhaus befinden sich zwei Kunstwerke, die oft übersehen werden. An der Wand des neuen Geschäftsgebäudes ist die Kalksteinskulptur des Heiligen Josef mit dem Jesusknaben von Karl Matthäus Winter angebracht. Der Mataré-Schüler gestaltete die beiden Figuren traditionell und sehr plastisch. Von Winter stammt noch ein zweites Objekt, das man im Inneren finden kann: die „Kreuzigungsgruppe“ im Tympanon des Hauptportals von St. Mauritius.
An der Mauer des Pfarrzentrums steht „Christus vor Pilatus“
Ein anderes Objekt ist von Wilhelm Hanebal. Er hat ein Relief mit dem Namen „Christus vor Pilatus“ geschaffen, das an der Mauer des Pfarrzentrums angebracht ist. Die Sandsteinarbeit ist in seinem typischen Stil mit expressiven und kantigen Formen gearbeitet. Weiter geht es Richtung Mauritiusschule, vor der der Kinderspielbrunnen von Michael Franke (normalerweise) plätschert. Zwei Kinder spucken in hohem Bogen Wasser, während das dritte amüsiert zuschaut. Im Pausenhof der Schule steht der Bärenbrunnen, gleichfalls von Hanebal.
Nun geht es über den Parkplatz, an dessen rechter Seite die Stadtbibliothek steht, die abends durch eine farbenfrohe Lichtinstallation von Götz Lemberg ins rechte Licht gesetzt wird. Im angrenzenden Hallenbadpark finden wir zwei weitere Kunstwerke: die Windsbraut von Kurt Link und die Bank aus afrikanischem Granit von Erwin Heerich, auf der man eine Pause einlegen kann, ehe es weiter Richtung Friedhof geht. Im Eingangsbereich steht das eindrucksvolle Mahnmal von Peter Rübsam. Sieben naturbelassene Säulen aus Basalt-Lava erinnern an sieben Konzentrationslager und die Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.
Monumental und eindrucksvoll ist ein Objekt auf dem Friedhof: Eine zehn Meter hohe konische Säule von Adolf Westergerling mit einer mahnenden Hand, die sich gegen den Wahnsinn eines Krieges richtet. Der Büdericher Friedhof besticht mit einer Vielzahl von alten Grabdenkmälern bekannter Familien. Zwei sind von Ewald Mataré gestaltet worden, andere von Joseph Beuys (Familie Niehaus), Erwin Heerich und Karl Franke. Nun geht es wieder Richtung Dorfstraße. Hier finden wir das bedeutendste Werk des Kunstwegs, nämlich das Mahnmal für die Verstorbenen der beiden Weltkriege (1959) im Alten Kirchturm an der Dorfstraße, geschaffen von Joseph Beuys. Es besteht aus einer Tür mit den Namen der Toten und dem Auferstehungssymbol im Innern des Turms.
Nun wieder dem Leben zugewandt, geht es als nächstes zum Mataré-Brunnen am Landsknecht, der zum 100. Geburtstag des Künstlers nach dessen Entwürfen aufgestellt wurde. Er ist mit mehreren bronzenen, Wasser sprudelnden Kalebassen versehen. Weiter geht es die Poststraße hinunter, wo wir im Grünstreifen „Die Hockende“ von Wolf Spemann entdecken. Erst auf den zweiten Blick erkennt man in dem abstrakten Objekt einen menschlichen Körper, der fasziniert. Ein Abstecher in die Wanheimer Straße führt zum kleinen Schillerpark, wo Ulrich Rückriem vier Basaltblöcke positioniert hat.
Wir biegen links in die Dietrich-Bonhoeffer-Straße und gelangen zur Bethlehemkirche. Auf den Eingangstüren aus heller Eiche mit bronzenen Türgriffen – man muss dazu erst in den Vorraum gehen – hat Hermann Focke die Heilsgeschichte des alten und neuen Bundes herausgearbeitet. Ebenfalls von Focke sind der Edelstahl-Stern auf dem modernen Kirchturm sowie das Altarkreuz. Von der Kirche geht es über die Mauritiusstraße und den Pfarrgarten zurück zum Ausgangspunkt, um an der Dorfstraße einen Kaffee zu trinken.