Karneval in der Region Tollitäten bezwingen die Stadtchefin
Die Bürgermeisterin musste an Altweiber ihre Macht abgeben. Karnevalisten und Zuschauer feierten vor dem Alten Rathaus in Osterath.
Die Meerbuscher Jecken sind an der Macht: Innerhalb weniger Sekunden haben sie die Tür mit ihrem Rammbock zum Bersten gebracht und das Alte Rathaus an der Hochstraße in Osterath gestürmt. Um 11.32 Uhr am Altweiberdonnerstag musste Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage die Herrschaft abgeben. Nun überlässt sie den Stadtschlüssel bis Aschermittwoch den Narren.
Die hatten zuvor lange vor dem Rathaus gebettelt und gefleht: „Angie, mach doch bitte die Tür auf!“. Aber die Verwaltungschefin, die sich passend zum Motto „Jeck in die Siebziger“ als Hippie verkleidet hatte, blieb bis zuletzt hart, aber höflich: „Tut mir leid, aber ihr kommt hier nicht rein“, rief sie mit Sektglas in der Hand vom Balkon.
Ein Kulissenbauer hat das Rathaus für die Narren herausgeputzt
Zum zweiten Mal hat die Stadt den Rathaussturm in Osterath organisiert. Kulissenbauer Günther Margielsky hatte das Gebäude für die Narren herausgeputzt, Stadtsprecher Michael Gorgs moderierte die Show unten auf der Straße. Premiere in diesem Jahr: Alle Meerbuscher Vereine waren dabei. Das Männerballett der KG Fettnäpke machte den Auftakt und brachte die Zuschauer am Straßenrand gleich zu Beginn mit Popowackeln und Tüchertanz zum Jubeln. Mitreißend gut gelaunt und dabei professionell waren die Auftritte der Tanzgarden der KG Kött on Kleen, der Büdericher Heinzelmännchen und der KG Blau-Weiss aus Büderich. Auch die Kinderprinzenpaare Julian und Marie aus Nierst, Lennart und Klara aus Lank-Latum sowie der Prinz der Freien Herrlichkeit Robert II. Daniels aus Nierst hatten ihren Spaß beim Sturm auf das Rathaus – obwohl die verzweifelte Obrigkeit sie vom Balkon aus mit Wasserbomben bewarf.
Oben im Rathaus feierten die Vereinsmitglieder nach dem Sturm weiter. Unter den Gästen waren auch Vertreter aus Politik und Verwaltung, etwa Werner Damblon und Leo Jürgens (beide CDU), Nicole Niederdellmann-Siemes und Michael Billen (beide SPD) und Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher. Bürgermeisterin Angelika Mielke Westerlage war nach der großen Party nicht nur heiser, sondern auch begeistert: „Ich überlege“, witzelte sie, „ob ich nochmal kandidiere, weil es so
schön war.“ ena/stz/vima