Neubaugebiet in Osterath Neues Wohngebiet in Osterath
Meerbusch · Zum Auftakt der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Neubaugebiet Kalverdonk ließen sich rund 120 Bürger vor Ort über die Pläne für das Großprojekt informieren. Dabei gab es auch Kritik an dem Vorhaben.
Das Wetter spielte nicht mit: Als sich am Samstag vier Gruppen interessierter Bürger auf den Weg machten, um das neue Planungsgebiet Kalverdonk zu umrunden, regnete es in Strömen. Doch das hinderte rund 120 Menschen nicht daran, sich von den Fachleuten der Stadt und der Landesentwicklungsgesellschaft NRW.URBAN vor Ort informieren zu lassen. Ziel der Planung ist es, am Rande von Osterath (Richtung Strümp) ein neues Wohnquartier zu entwickeln.
„Als ich zum ersten Mal davon hörte, dass hier 37 Hektar bebaut werden sollen, hat mich das erschlagen“, räumte Bürgermeister Christian Bommers ein, der selbst in Osterath wohnt. Könne Osterath das aushalten? Er wisse aber, dass ein großer Bedarf an Wohnraum bestehe und Meerbusch im Umland beliebt sei. Er wisse auch, dass diese Perspektive viele Menschen mit Angst und Sorge erfülle. Gerade deshalb sollten die Bürger von Anfang an mitgenommen werden. „Sie können sich darauf verlassen, dass ihre Wünsche und Ideen Widerhall in der Planung finden“, versprach Bommers.
Auf dem Rundgang und der anschließenden Diskussionsveranstaltung stellten die Planer das Gebiet unter vier Aspekten vor. Eine aufgelockerte Bebauung mit verschiedenen Gebäude- und Wohnformen für alle Zielgruppen sei die Intention der Planung im Bereich Städtebau, erläuterte Matthias Schneider vom Planungsamt der Stadt. Mehrgeschossig, barrierefrei, verschiedene Dachformen, sozial und individuell sind hierfür die Schlagworte. Ob genau 700 Wohneinheiten geschaffen werden und wie dicht diese stehen würden, sei noch nicht beschlossen. Theoretisch könnte sogar das ganze Projekt noch gestoppt werden.
Auf jeden Fall soll der Grünanteil hoch sein. Flächen für Freizeitaktivitäten sind vorgesehen. „Auch für Bogenschützen?“, fragte Sportlerin Ursula Thomas. Allerdings gibt es noch keine konkrete Planung, was wirklich realisiert wird und was nicht. Zunächst sollen die Wünsche und Ideen der Bürger erfasst werden.
Innovative Ideen und
Konzepte einreichen
Anregungen fließen dann in die Vorgaben für einen Anfang des kommenden Jahres startenden städtebaulichen Wettbewerbs ein. Architekten, Stadt- und Fachplaner sind dabei aufgerufen, innovative Ideen und Konzepte für die Umsetzung einzureichen. „Frühestens im Jahr 2024 könnten erste Gebiete bebaut werden“, schätzt Schneider. Denn das gesamte Gebiet wird nicht auf einen Streich, sondern nach und nach entwickelt. Die zu beschließende Planung, die sich aus dem Wettbewerb ergibt, stellt lediglich den großen Rahmen dar.
„Wir wollen das neue Gebiet nicht einfach an das bestehende Osterath andocken, sondern eine Durchmischung erreichen“, erklärte Schneider. Dies sei der Punkt Identität in der Planung Ein guter Ort für diese Vision sei der Schützenplatz, der genau auf der Schnittstelle liegt und verbindend wirken könne. Möglich sei auch, ihn in das neue Quartier zu verlegen. Man solle sich zudem die Frage stellen: Was fehlt in Osterath? Im Neubaugebiet gäbe es dann die Chance, Alt- und Neubürger zu vermischen, zum Beispiel beim Bogenschießen. Integrierend und identitätsstiftend könnte auch der Erhalt der alten Gehöfte wirken, ob als landwirtschaftlicher Betrieb oder für eine andere Nutzung. „Sie wollen wohl sehen, was hier bald wegkommt“, beschwerte sich der Imker am Nibbelsweg. Doch enteignet werde niemand, so Schneider. Allerdings laufen derzeit Verkaufsgespräche mit den Eigentümern von Grundstücken, denn die Stadt besitzt nur einen Teil der Flächen.
Auch Natur und Klima spielen eine Rolle in den Planungen: Möglichst erhalten bleiben sollen die alten Buchen und Eichen, die entlang des Nibbelswegs wachsen. Gutachten sollen zeigen, wie die Entwässerung auch bei Starkregen erfolgen könne, möglichst über Versickerung. Auch Lärm und Artenschutz werden von Fachleuten im Vorfeld begutachtet. Erneuerbare Energien sollen genutzt, so wenig Flächen wie möglich versiegelt werden. „Daher werden Schotter-Vorgärten verboten sein. Bei Flachdächern ist eine Begrünung vorgesehen“, so der technische Dezernent Michael Assenmacher.
Zuletzt die Themen Verkehr und Mobilität: Ein heißes Eisen ist auch die Verdrängung des Autoverkehrs. „Wenn wir es hier mit einer guten Stadtbahnanbindung nicht schaffen, auf das Auto zu verzichten, dann nehmen wir den Klimaschutz nicht ernst“, formulierte Schneider. Mobilitätsstationen mit Parkmöglichkeiten, Car-sharing und E-Ladesäulen sollen verhindern, dass öffentlicher Raum zugeparkt wird. Gute Rad- und Fußwege „ins Dorf“ könnten den Spaß an der klimaschonenden Fortbewegung vergrößern, besonders wenn die neue Bahnunterführung fertiggestellt ist. Obwohl sich die Planer bemühten, blieben Zweifel. „Ich habe hier ein Déjà-vu“, sagte eine Bürgerin. Beim Ostaragebiet sei auch viel versprochen worden.