Einer der besten Weinkenner Meerbuscher Sommelier ausgezeichnet
Meerbusch · Der 42-jährige Ronny Weber kennt sich mit Wein wirklich gut aus. So gut, dass er jetzt im pfälzischen Deidesheim als einer der besten Sommeliers Deutschlands ausgezeichnet wurde.
Der Weinkeller im Weber‘schen Einfamilienhaus ist imposant. Unzählige hölzerne Kisten und ebenso unzählige einzelne Flaschen lagern wohlsortiert, geordnet und nach Herkunft, Rebsorte und Jahrgang gekennzeichnet in den Regalen oder stapeln sich daneben und legen eindeutiges Zeugnis ab: Hier trinkt nicht nur jemand gerne Wein, sondern hat auch Ahnung von Chablis, Bordeaux oder Spätburgunder. Denn Wein ist Leidenschaft und Passion von Ronny Weber, der sich erst als junger Mann autodidaktisch mit Wein beschäftigte, im Laufe der Jahre immer professioneller wurde und mittlerweile den Titel des Weinakademikers trägt. Jetzt wurde er vom Dortmunder Busche-Verlag, der unter anderem den renommierten Schlemmeratlas herausgibt, gemeinsam mit 49 anderen Sommeliers für seine hohe Kompetenz ausgezeichnet.
Nach vielen auch internationalen Stationen in der Hotellerie führte es Familie Weber vor gut sieben Jahren ins Rheinland. Nachdem Ronny Weber einen neuen Job in Düsseldorf angetreten hatte, entschied er sich mit Ehefrau und den beiden Töchtern für einen Wohnsitz in Meerbusch. Und er blickt zurück auf die fast 20 Umzüge, die der 42-Jährige im Laufe seines Lebens schon hinter sich gebracht hat: „So lange wie in Meerbusch habe ich noch nirgendwo gewohnt.“
Angefangen hatte er im zarten Alter von 17 als zukünftiger Hotelfachmann in einem Hotel im Harz. Geboren wurde Weber im sächsischen Meißen, nach Dresden ging er nach der Lehre auch zurück. Er wurde Barkeeper in einem schicken Hotel – und interessiert sich seitdem für Wein. „Ich habe alles gelesen, was es gab, habe immer wieder Weine verkostet und mich mit intensiv mit dem Thema beschäftigt.“ Im Laufe der Jahre lernte er immer mehr Kollegen, Winzer, Sommeliers kennen, vertiefte sein Wissen, arbeitete sogar in England als Chef-Sommelier in einem Luxus-Hotel.
In England dritten Platz als Sommelier des Jahres belegt
Dort machte er beim Wettbewerb um den Sommelier des Jahres mit und landete auf dem dritten Platz. Zurück in Deutschland arbeiteten er und seine spätere Frau – sie ist Restaurantfachfrau – erst in Husum, dann in Mönchengladbach. Von dort wechselten sie ins Hotel Ritter nach Durbach. Dann bekam Weber ein Angebot aus Düsseldorf: Er wurde Leiter des Vorstands-Casinos der HSBC-Bank in der Trinkausgalerie. Die Familie zog nach Meerbusch. Den Umzug seines Arbeitgebers von der Kö auf die andere Rheinseite aber machte Weber nicht mit, wechselte im vergangenen Jahr zu Saittavini nach Oberkassel und baute für Michelangelo Saitta den Online-Shop auf. Ein Jahr später heuerte er im Weingut Sven Nieger in Baden-Baden an und ist jetzt dort für Vertrieb, Events und als Markenbotschafter zuständig.
Sommelier ist er nach wie vor, berät Gastronomen, schult Personal, macht aber auch für Endverbraucher Weinproben oder hilft bei Auflösungen von Weinkellern. Außerdem ist er professioneller Verkoster, zum Beispiel für die Gault Millau Weinguides. Dann sind drei oder vier Tage Verkostung angesagt: Von morgens um 9 bis nachmittags um 17 Uhr, jeweils zehn Gläser einer Rebsorte in einer Blind-Verkostung, die bewertet und benotet werden sollen.
Welchen Tipp hat er für Wein-Liebhaber – wie findet man „seinen“ Wein? „Probieren, probieren, probieren“, so Weber. Und sich beraten lassen, zum Beispiel im Fachhandel. „Bloß keinen Wein für 1,99 Euro im Discounter kaufen, Wein ist mehr wert.“ Schließlich sei der Winzer das ganze Jahr über im Weinberg unterwegs, viele Weine werden mit der Hand gelesen – unter fünf oder sechsEuro solle man für die Flasche auf keinen Fall ausgeben. Seine Lieblingsweine? „Alles, was gut ist“, lacht der 42-Jährige. Er liebt Riesling, Burgunder und Bordeaux, aber auch Orange- und Naturweine, favorisiert aktuell Weine aus Südafrika. Was kommt bei ihm nie ins Glas? „Ein Sauvignon blanc aus Neuseeland.“
Finden er und seine Familie genug kulinarische Möglichkeiten in Meerbusch? „Auf jeden Fall, hier ist doch die große Vielfalt.“ Angefangen vom Sternekoch Anthony über den Strümper Hof, das Winelive oder die schönen Restaurants am Marktplatz in Lank-Latum – ihm und seiner Familie gefällt es überall. Vor allem, weil es immer ein gutes Glas Wein zum Essen gibt. Und wenn nicht, setzt er sich halt in seinen Keller und lässt den Blick schweifen.