Stadtplanung in Meerbusch Wirtschaftswege: Zurück zur Natur
Meerbusch · Zunächst wurden drei überflüssige Wirtschaftswege festgelegt, die mit wenig Aufwand rückgebaut werden können.
Die Stadt Meerbusch sucht nach Flächen, auf denen sie grüner werden kann. Innerhalb der Ortschaften und auch auf den Flächen dazwischen soll die Biodiversität und Renaturierung gefördert werden – das beinhaltet auch, neue Orte zu finden, an denen man wieder ein naturnahes Ökosystem etablieren kann. Entsprechende Bemühungen laufen derzeit.
Im Sommer 2021 hatte der Ausschuss für Klima, Umwelt und Bau beschlossen, dass die Stadt sukzessive die im öffentlichen Eigentum liegenden Wegränder im Außenbereich, also außerhalb der geschlossenen Siedlungen, für die „Ziele der Biodiversität zurückgewinnen möchte“, wie es in den Unterlagen heißt. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, weil eine hohe Artenvielfalt und ein biologisch wertvolles Ökosystem sich nur schwer auf den oft recht schmalen Flächen der Wegraine etablieren lassen. Diese sind zudem einer hohen Belastung ausgesetzt, etwa durch Hunde oder Spaziergänger, die abseits der befestigten Wege gehen.
Das Augenmerk der Planer richtet sich daher auf die Wirtschaftswege. Diese dienen der Feld-, Wald-, oder Wasserwirtschaft und müssen daher groß genug sein, um auch mit schweren Maschinen befahren zu werden – in Meerbusch weisen sie im Durchschnitt eine Breite von fünf Metern auf. Hier liegt nach Ansicht der städtischen Fachleute ein höheres Potenzial für eine erfolgreiche Anreicherung der biologischen Vielfalt vor. 2018 hat die Stadt ein Wirtschaftswegekonzept beschlossen, auf dessen Grundlage mehrere Wege als redundant eingestuft werden; diese werden nicht mehr genutzt und sind teilweise auch kaum noch als Wege zu erkennen. Diese Wege sollen nun Stück für Stück zurückgebaut werden, zudem soll hier eine Ansiedlung heimischer Arten und so die Schaffung eines Ökosystems und die Rückgewinnung für die Natur unterstützt werden. Sie können entweder mit Blühstreifen und Feldhecken bepflanzt werden, oder an bereits bestehende Biotopa angegliedert werden.
Ein Beispiel für letzteres ist der sogenannte Wirtschaftsweg 1, der unweit des Büdericher Rheinufers entlang der Deichanlage östlich des Forsthausweges verläuft. Dieser grenzt an einen Fuß- und Fahrradweg, aber auch an ein Wäldchen und an Felder. Der Weg hat auf einer Länge von knapp 700 Metern eine Fläche von rund 3450 Quadratmetern und damit ein hohes vegetatives Entwicklungspotenzial. Aufgrund der Breite können hier kleinere Gehölze wie Schlehe oder Weißdorn angesiedelt werden, und er kann mit den bereits bestehenden Biotopen verbunden werden. Da der Wirtschaftsweg 1 jedoch noch für Kanalarbeiten genutzt wird, muss eine Befahrbarkeit erhalten bleiben.
Grundsätzlich wird bei redundanten Wirtschaftswegen auf Basis von Daten wie Ausrichtung, Fläche, Lage und ökologischen Faktoren das Potenzial für eine naturnahe Entwicklung untersucht.
Bei Haushaltsberatungen wird über die Maßnahmen entschieden
Bei diesen Untersuchungen hat sich bisher ergeben, dass knapp die Hälfte der als redundant eingestuften Wirtschaftswege bereits ohne menschliches Zutun mit natürlicher Vegetation bedeckt ist, so, dass hier kein Handlungsbedarf besteht. Sechs der 31 Flächen sind in anliegende Nutzflächen wie Acker oder Weiden integriert, zwei sind asphaltiert und daher nicht ohne größeren Aufwand renaturierbar. Vier der Wege werden regelmäßig von Landwirten befahren und besitzen Bedeutung für deren
Arbeit.
Daher hat die Verwaltung in einem ersten Schritt drei Flächen ausgewählt, bei denen die Umsetzung kurzfristig gewährleistet werden kann und das Potential für eine gute Entwicklung der neuen Ökosysteme gegeben ist. Neben dem genannten Wirtschaftsweg 1 sind das auch die Wege Nummer 19 und 27.
Ersterer befindet sich in Osterath südlich der Meerbuscher Straße und östlich der Anschlussstelle Bovert der Autobahn am Rand eines Wäldchens, welches das Boverter Bauhofgelände umschließt. Der Weg könnte in den Wald integriert werden, wodurch eine Fläche von knapp 500 Quadratmetern für die Natur zurückgewonnen werden könnte.
Weg Nummer 27 liegt in Bösinghoven, an der Grenze des Herrenbuschs nördlich von Schloss Pesch. Er hat eine Fläche von 2304 Quadratmetern und kann in den Waldsaum des Herrenbuschs integriert werden, was auf einer Teilstrecke bereits auf natürlichem Weg geschehen ist.
Für den Wirtschaftsweg 1 rechnet die Stadt für eine Gestaltung mit Feldhecken, Wildblumen und Schotterrasen, die die Befahrbarkeit garantiert, mit Kosten von rund 7500 Euro. Die Wege 19 und 27, die an die angrenzenden Waldbiotope angeschlossen werden sollen, schlagen mit 1300 beziehungsweise 1200 Euro zu Buche.
Über eine Umsetzung dieser Maßnahmen muss im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 entschieden werden. Die Verwaltung kündigt gegenüber dem Klimaausschuss zudem an, die Bemühungen zur Verbesserung der Biodiversität in der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft fortzusetzen und weitere Vorschläge für die Fortsetzung der Maßnahme zu erarbeiten und der Politik vorzulegen.