NRW Eine Wäsche für schmutzige Mülltonnen
Meerbusch · Das Start-Up R(h)ein-Waschbär bietet Mülltonnenreinigung an. Die Gründer haben dafür ein Stipendium des Landes bekommen.
Noch parkt der „Waschbär“ auf einem Hof nördlich von Lank-Latum und wartet auf seinen Einsatz, noch sind Katja Haverkamp und Lukas Kleinwächter dabei, Kunden zu aquirieren, aber Anfang November soll es losgehen: Dann startet das junge Paar ein eigenes Start-Up. Das Konzept: Der „R(h)ein-Waschbär“ bietet Mülltonnenreinigung für Privathaushalte an – ein Service, den es in anderen Städten bereits länger gibt, der in Meerbusch jedoch fehlt.
In Kontakt gekommen ist das junge Paar, er ist 27 Jahre alt, sie 26, zum ersten Mal in ihrem früheren Wohnort Koblenz, wo der gebürtige Krefelder und die Meerbuscherin gemeinsam hingezogen sind. „Wir wollten zurück in unsere rheinische Heimat, und haben beschlossen, uns hier mit einem solchen Service selbstständig zu machen“, erzählt Katja Haverkamp. Denn bisher gibt es einen solchen Service in der Region nicht. Die Entscheidung, den Schritt ins eigene Unternehmen zu wagen, ist ihnen nicht leicht gefallen, vor allem, da Lukas Kleinwächter einen sicheren Job bei der Polizei aufgegeben hat, um gemeinsam mit seiner Verlobten das Unternehmen zu gründen. „Aber wir waren uns einig, dass wir es ewig bereuen werden, wenn wir es nicht versuchen“, sagt er zuversichtlich.
Das Prinzip des R(h)ein-Waschbären ist einfach: Er fährt das Fahrzeug, sie übernimmt Organisation und Büroarbeiten. In dem Spezialgefährt befindet sich eine Vorrichtung, die innerhalb von 30 Sekunden eine Mülltonne von außen und innen mit Hochdruck mit Warmwasser reinigt und Rückstände von Abfällen entfernt. Das ganze geschieht vor Ort. „Die Kunden kriegen ihre Tonne nach der Leerung also sauber und geruchsneutral zurück vor ihr Haus gestellt“, wirbt Kleinwächter. Dafür hat sich das Duo ein Spezialfahrzeug für 65 000 Euro gebraucht angeschafft. 1000 Liter Wasser fassen die Tanks, die nach jeder Wäsche in einem Kreislauf gefiltert und gereinigt werden.
Das Wasser wird zum Klärwerk gebracht und wieder aufbereitet
Befüllt wird das Fahrzeug am Hydranten, am Ende des Tages wird das Wasser zum Klärwerk in Neuss gefahren und dort aufbereitet. „Wir haben darauf geachtet, den Service möglichste ressourcenschonend anbieten zu können“, sagt Katja Haverkamp.
An den Leerungstagen der Mülltonnen in Meerbusch wird Lukas Kleinwächter mit dem Fahrzeug die Strecke der Remondis abfahren und die Tonnen reinigen. „Dafür haben wir verschiedene Modelle aufgestellt“, erklärt Haverkamp. Kunden können eine Reinigung zweimal im Monat abonnieren, dann zum Preis von 7,50 pro Waschgang, oder einmal im Monat für 8,20 Euro. Auch ein flexibles Markensystem gibt es, die Reinigung auf Wunsch kostet dann 8,60 Euro. Die Kommunikation kann über Mail oder WhatsApp laufen und auch eine Bezahlung per Paypal ist möglich.
„Eine große Herausforderung war die Logistik“, erinnert sich Kleinwächter an die gemeinsame Planung des Start-Ups. Wie werden möglichst effiziente Routen geplant, wie kann er alle Kunden erreichen, ohne Umwege zu fahren. Dafür nutzen die jungen Gründer jetzt ein eigens geschriebenes Computerprogramm, welches aus den Adressen der Kunden automatisch den optimalen Fahrtweg errechnet.
„Wir haben im Vorfeld mit einem Experten den Bedarf untersucht. Erfahrungsgemäß werden in anderen Städten ähnliche Angebote meist von Ein- oder Zweifamilienhäusern in Anspruch genommen – und das sind mehr als 80 Prozent der Haushalte in Meerbusch“, sagt das junge Paar zuversichtlich.
Um mit ihrem neuen Unternehmen zu starten, haben sich Haverkamp und Kleinwächter bei verschiedenen Stellen beworben, die Start-Ups in der Region unterstützten, und bekommen tatsächlich das Gründerstipendium das Landes NRW. Diese Ausschreibung vom NRW-Wirtschaftsministerium unterstützt ausgewählte Projekte. Bis zu 1000 Euro monatlich gibt es als Starthilfe über den Zeitraum von einem Jahr. Auf diesem Weg will die Politik den Weg zum eigenen Unternehmen erleichtern und kreative und innovative Geschäftsideen fördern. Neben den finanziellen Hilfsmitteln gehört auch ein Netzwerk von Experten und Entrepreneuren und die Möglichkeit zum individuellen Coaching. Auch mit dem von der EU geförderten Startercenter NRW arbeitet das Team des R(h)ein-Waschbären zusammen.
Ob und wie gut ihr Service in Meerbusch angenommen wird, werden Haverkamp und Kleinwächter erst ab November wissen, wenn ihr Fahrzeug zum Einsatz kommt. Bis dahin werben sie Kunden und klären letzte organisatorische Fragen. Das junge Paar ist optimistisch: „Wenn es gut läuft, könnten wir auch expandieren.“