1000 neue Sozialwohnungen in den nächsten fünf Jahren
Der Neusser Bauverein hat das Leuchtenberg-Gelände gekauft. Auch hier sollen Wohneinheiten entstehen.
Neuss. Im „Jahresendgeschäft“ zieht der Neusser Bauverein einen „dicken Fisch“ an Land: das Gelände der Sauerkraut-Fabrik Leuchtenberg an der Augustinusstraße. Der Kaufvertrag wird noch vor Silvester vom Notar beurkundet. 130 Einheiten will Frank Lubig dort an der Schnittstelle von Innenstadt und Hammfeld bauen; für 80 Prozent des Bauvorhabens sollen öffentliche Fördermittel beantragt werden.
„Das neue Leuchtenberg-Projekt ist ein wichtiger Mosaikstein in unserem Gesamtkonzept“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bauverein AG. Das städtische Tochterunternehmen kündigt nämlich an, in den nächsten fünf Jahren insgesamt tausend neue Sozialwohnungen bauen zu wollen. Das ist erheblich, wie ein Blick in den Bestand verrät. 4000 der aktuell 7000 Bauvereins-Wohnungen im Stadtgebiet sind öffentlich gefördert.
Lubig und der von ihm geführte Bauverein reagieren mit dieser Sozialbau-Offensive auf Forderungen aus Politik und Gesellschaft, als städtisches Unternehmen der Daseinsvorsorge müsse sich der Bauverein, der einstmals den Begriff „gemeinnützig“ im Namen trug, auf sein Kerngeschäft besinnen und mehr bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Im Klartext: Er müsse mehr Wohnungen bauen, die mit öffentlichen Geldern gefördert werden, da gleichzeitig regelmäßig auch Wohnungen aus der sogenannten Sozialbindung fallen.
Oftmals ist das gegenwärtig bereits nach 15 Jahren der Fall. Beispiel Südliche Furth: Im Herbst 2007 zogen die ersten Mieter ein. Die Hälfte der Laufzeit in Sozialbindung ist bereits um. Was geschieht am Ende? Lubig versucht, Ängste zu nehmen. „Wir setzen niemanden vor die Tür“, sagt er, „wir erhöhen die Mieten immer in sozialer Verantwortung.“
Mit einem Durchschnittspreis von 5,03 Euro pro Quadratmeter sei die Bauverein AG ausgesprochen günstig und hätte dennoch ihrem Hauptgesellschafter, der Stadt Neuss, 1,12 Millionen Euro Dividende überwiesen: „Wir sind stolz darauf, heute über 20 000 Menschen ein zuverlässiges und bezahlbares Zuhause zu bieten.“
Zu den Kritikern des Neusser Bauvereins zählt auch der Deutsche Mieterbund. Der hält es für „nachweislich falsch“, dass durch Vermarktung teurer Wohnungen verdientes Geld erforderlich sei, um Bestandswohnungen instand zu halten: „Kosten der Instandhaltung werden durch die Kaltmiete der Mietobjekte gedeckt.“ Bauvereins-Chef Lubig bleibt bei seiner Feststellung, dass „sozialer Wohnungsbau Geld kostet“. Die erhobene Pauschale reiche für die Instandsetzungen nicht aus: „Um die Qualität unserer Bestandswohnungen zu erhöhen, investieren wir mit über acht Millionen Euro pro Jahr auch in den kommenden Jahren mehr als in der öffentlichen Mietkalkulation angesetzt.“
Juristisch will Frank Lubig nicht gegen den Mieterbund vorgehen: „Wir wollen das nicht auf die Spitze treiben.“ Der Bauverein lasse Taten sprechen: „1000 Sozialwohnungen bis Ende 2015.“