Integrationsrat: Mit Aufklärung gegen „Pegida“
Anfang 2015 soll es Info-Veranstaltung geben.
Neuss. Mit ungutem Gefühl beobachten Muslime und Nicht-Muslime in Neuss den Zuspruch, den die anti-islamische „Pegida“-Bewegung in anderen Städten — unter anderem in Düsseldorf und Bonn — erfährt. „In Neuss gibt es bestimmt Sympathisanten“, ist Ozan Erdogan, der Vorsitzende des Neusser Integrationsrates, überzeugt. „Wenn man nichts dagegen unternimmt, kann sich das Ganze ausweiten.“
So sieht es auch CDU-Politiker Yasar Calik. „Die Entwicklung bereitet mir sehr starke Sorgen“, sagt er. „Düsseldorf ist nicht weit.“ Günter Weinert (AfD) zeigt Verständnis für die Demonstranten. „Viele Bürger sind unzufrieden und haben Angst, dass Deutschland die Kosten davon laufen, wenn nicht nur Menschen in Not, sondern auch viele Wirtschaftsflüchtlinge hierher kommen“, sagt der Neusser. Er selbst sei noch bei keiner „Pegida“-Demo dabei gewesen und plane auch keine Teilnahme. „Aber nicht jeder, der dort mitläuft, ist gleich rechtsradikal.“
Yasar Calik ist anderer Meinung. „Das sind rechtsradikale Gruppierungen, die durch den Zulauf unterstützt werden“, sagt er. Dies müssten sich die Teilnehmer der Demonstrationen verdeutlichen. Die jüdische Gemeinde in Neuss befürchtet, dass mit der Islamfeindlichkeit der Antisemitismus zunimmt.
Der Integrationsrat organisiert Anfang nächsten Jahres eine Veranstaltung, auf der ein Experte der Düsseldorfer Polizei über „Pegida“ und die Salafisten informiert. „Unser Bestreben ist es, mit Hilfe eines Fachmanns aufzuklären“, sagt Erdogan. „Ich wünsche mir, dass die Bürger auch in Neuss auf die Einschätzung von Fachleuten und nicht auf die Parolen von Scharfmachern hören.“
Hakan Temel (SPD) wundert sich, dass sich so viele von den „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) vereinnahmen lassen. „Die spielen doch nur mit den Ängsten und Sorgen von Menschen.“ Dass insbesondere die Initiatoren einigen Flüchtlingen vorwerfen, nicht wegen Gefahr für Leib und Leben, sondern aus anderen Interessen nach Europa zu fliehen, findet Temel perfide. „Der ,Pegida’-Organisator Lutz Bachmann ist doch selbst schon nach Südafrika geflüchtet, um hier einer Haftstrafe zu entgehen.“
Immerhin: Die „Pegida“-Demo in Düsseldorf — dort „Dügida“ betitelt — hatte mit rund 450 Teilnehmern nur knapp halb so viele wie die Gegenkundgebungen mit 850 Demonstranten. Für Ozan Erdogan eine Beruhigung und eigentlich nicht verwunderlich: „In Deutschland leben nur etwa drei Prozent Bürger mit muslimischer Herkunft. Wo soll da eine Gefahr der Islamisierung herkommen?“, fragt der Vorsitzende des Neusser Integrationsrats. „Die allermeisten der Muslime wollen auch nichts mit extremen Gruppierungen wie den Salafisten zu tun haben, sondern hier nur in Frieden leben.“