NRW Die meisten Corona-Testcenter stellen den Betrieb ein

Neuss · Da Corona-Tests ab dem 11. Oktober für die meisten Menschen kostenpflichtig sind, schließen einzelne Betreiber Einrichtungen wegen der sinkenden Nachfrage. Der Rhein-Kreis will bei einem Unterangebot reagieren.

Der Testbetrieb in der Alten Post wurde am Freitag eingestellt.

Foto: Andreas Woitschützke

Besucher der Innenstadt, die am Wochenende einen Corona-Test in der Alten Post machen wollten, hatten das Nachsehen. Dort wurde nämlich am Freitag um 19 Uhr der Betrieb eingestellt. „Die Nachfrage ist einfach nicht mehr da“, begründet Betreiber Marcel Offermann, der jedoch ankündigt, sein zweites Testzentrum in Rommerskirchen aufrecht zu erhalten – zumindest bis Ende Oktober. Die sinkende Frequenz verdeutlicht Offermann mit Zahlen: Zu Spitzenzeiten seien innerhalb eines Tages (acht Stunden) rund 1500 Kunden Bürger getestet worden – zuletzt seien es nur noch 40 gewesen. Ab Montag werden die Räumlichkeiten – so teilt es die Stadt mit – wieder für Veranstaltungen des Kulturforums genutzt.

Der Zeitpunkt der Schließung ist nicht zufällig gewählt. Schließlich werden Corona-Tests ab dem 11. Oktober für die meisten Menschen kostenpflichtig. Die Zahl der Zentren hat bereits in den vergangenen Wochen stetig abgekommen. „Aktuell haben 227 Teststellen geöffnet, in der Höchstzahl waren es 297“, teilt Kreissprecher Benjamin Josephs mit. Das Problem: Aktuell gebe es zwar noch vergleichsweise viele Test-Möglichkeiten im Rhein-Kreis, noch sei allerdings schwer abzuschätzen, ob dies auch über den 11. Oktober hinaus so sein wird. Schließlich können die Betreiber bei sinkender Nachfrage relativ spontan und flexibel ihre Zentren aufgeben. Diesbezüglich hat der Kreis bereits vorgefühlt. „Wir sind mit Betreibern im Gespräch“, so Josephs.

Sollte sich herausstellen, dass durch eine Vielzahl von Schließungen ein Unterangebot herrscht, werde der Rhein-Kreis ein eigenes Testzentrum eröffnen. Schließlich seien Testmöglichkeiten weiterhin ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen die Pandemie.

Auch Rainer Teichmann hat bereits reagiert und eines seiner fünf Testzentren (auf dem Kirmesplatz in Hoisten) auf Eis gelegt. „Es war nicht mehr kostendeckend“, begründet Teichmann im Gespräch. Weitere Maßnahme: In seinen Einrichtungen in Rosellen und Holzheim (jeweils auf dem Kirmesplatz) sind nur noch freitags bis sonntags Tests möglich – im Gegensatz zu Kapellen (Heinrich-Hertz-Straße) und Allerheiligen (Altenbrückerstraße), die aktuell weiterhin sieben Tage die Woche geöffnet haben.

Sein Angebot aufrecht erhalten möchte auch Leonard Krall, der einen Drive-In am Reuschenberger Kirmesplatz sowie einen Walk-In am Neusser Hauptbahnhof betreibt. „Die Schnelltest kosten 9,90 Euro, zunächst aber nur bis Ende Oktober. Wir müssen Ende des Monats schauen, ob wir mit diesen Preisen weiterhin wirtschaftlich bleiben können“, sagt Krall, der auf eine wichtige Passage in der aktuellen Testverordnung aufmerksam macht: Demnach können sich nicht nur Schwangere, unter 18-Jährige und Menschen mit Vorerkrankungen weiterhin kostenlos testen lassen, sondern auch Menschen mit Kontakt zu Infizierten. „Auch, wenn sie geimpft sind“, betont Krall. Es reiche ein Kontakt innerhalb der letzten 21 Tage zu einem Infizierten.

Der Rückgang der vorgenommen Bürger-Testungen deckt sich auch mit den aktuellen Zahlen des Rhein-Kreises. So war die 39. Kalenderwoche – also der Zeitpunkt vom 27. September bis zum 3. Oktober – mit kreisweit 41 960 entnommenen Abstrichen die mit den zweitwenigsten erfassten Testungen. Nur in der 37. Kalenderwoche (40 288) waren es weniger. Zum Vergleich: Der Spitzenwert wurde in der 20. Kalenderwoche (17. bis 23. Mai) mit 155 560 vorgenommenen Bürger-Testungen erreicht.