86-Jährige fälschlich für tot erklärt
Die Deutsche Rentenversicherung glaubte, dass Lamprini Karida tot sei. Das beschert ihrer Familie viele Probleme.
Neuss. Chrisi Mavridou war geschockt, als sie Anfang August einen Brief ihrer Bank öffnete. In dem Schreiben wurde sie über die Nachlässe ihrer angeblich toten Mutter informiert. Sogar ein Todestag war angegeben — dabei lebt ihre Mutter. „Wir haben das zunächst schnell abgehakt und nicht mehr so ernst genommen“, erinnert sich Chrisi Mavridou. Als die Neusserin daraufhin jedoch zur Bank ging, stellte sie fest, dass die Rente ihrer Mutter Lamprini Karida — sie haben ein gemeinsames Konto — rückwirkend bis zu ihrem angeblichen Todesmonat abgebucht worden war. „Ohne uns Bescheid zu sagen, das Geld war einfach nicht mehr auf dem Konto“, sagt sie. Auch die Witwenrente, die monatlich auf das Konto einer anderen Bank überwiesen wird, sei zurückgebucht worden. Insgesamt fehlten plötzlich 6000 Euro.
Jochen Müller, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung Rheinland
Mavridou, die umgehend einen Rechtsanwalt einschaltete, konnte ihrer Mutter in der Notlage finanziell zwar aushelfen. „Ich gehe aber vom Extremfall aus. Eine ältere Dame oder ein älterer Herr ohne finanzielle Unterstützung hätten plötzlich ohne einen Cent dagestanden. Vor allem wenn der Betroffene ein Konto-Limit hat“, sagt Mavridou. Die Neusserin nahm Kontakt mit der Deutschen Rentenversicherung auf. Erst nach zwei Wochen und vielen Telefonaten war die Altersrente wieder zurück auf ihrem Konto. „Die Witwenrente war vergangene Woche aber immer noch nicht zurücküberwiesen“, sagt sie. Ein weiteres Problem: Lamprini Karida ist nicht mehr krankenversichert, weil im Zuge der Todeserklärung auch die Krankenversicherung eingestellt wurde. Mavridou und ihre Mutter sind noch immer sauer auf die Deutsche Rentenversicherung. „Sie hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Ich musste den Kontakt aufnehmen.“
Die Deutsche Rentenversicherung gibt zu, einen Fehler gemacht zu haben. Gleich zwei Zufälle hätten zu diesem seltenen Fall geführt. Zum einen habe Karida in den Wochen vor ihrem angeblichen Todestag auf mehrere Schreiben nicht geantwortet. Dies sei in ihrer Akte vermerkt worden. Als den zuständigen Sachbearbeiter schließlich eine Sterbemitteilung von einer Dame mit exakt demselben Geburtsdatum wie Lamprini Karida erreichte, wurden fälschlicherweise die Akten der Neusserin herangezogen — und entsprechende Schritte eingeleitet.
„Das gleiche Geburtsdatum und der Vermerk, dass die Dame auf mehrere Schreiben nicht geantwortet hat — diese Kette führte letztendlich zu dem Fehler“, erklärt Jochen Müller, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung Rheinland. „Das war nicht in Ordnung, und wir haben da ganz klar einen Fehler gemacht. Das kann man nicht wegdiskutieren. Wir können uns dafür nur entschuldigen“, führt Müller weiter aus. Auch ein Schreiben an den beauftragten Rechtsanwalt, in dem die Hintergründe des Fehlers beschrieben werden, sei bereits versendet worden — zudem wolle man sich bei Lamprini Karida und ihrer Tochter entschuldigen.