A 57-Anschluss: Aldi schlägt Alarm
Der Discounter sieht ohne eine bessere Anbindung seinen Standort in Gefahr. Die DHL plant ein neues Verteilzentrum in Dormagen — aber nur mit Autobahnanschluss.
Dormagen. Für Anne Lütkes hätte der Unternehmertreff der städtischen Wirtschaftsförderung gestern Morgen im Aldi-Logistik-Zentrum an der Edisonstraße ein Pflichttermin sein müssen. Dort hätte die Regierungspräsidentin in aller Deutlichkeit erfahren, wie notwendig der Autobahnanschluss Delrath ist und mit welcher Vehemenz Unternehmen die bessere Infrastruktur fordern. An erster Stelle der Gastgeber Aldi Süd. „Wir sind deutschlandweit das Logistikzentrum mit den größten Expansionsmöglichkeiten“, sagt Vertriebschef Thorsten Pabst. „Aber wenn die schlechte Autobahnanbindung noch länger bleibt, ist sogar unser Standort gefährdet.“ Aldi Süd ist nach eigenen Angaben bester Gewerbesteuerzahler der Stadt.
1991 beantragte die Stadt den Anschluss Delrath, 26 Jahre später ist ein Realisierungstermin nicht in Sicht. Welches Potenzial der Standort Dormagen für die Ansiedlung von Unternehmen hat, wurde durch den Auftritt von Matthias Dingendorf überdeutlich. Der Vize-Präsident des Immobilienbereiches der Deutschen Post DHL Corporate Real Estate, erklärte den verblüfften Gästen, dass die Deutsche Post „in acht Großräumen Flächen von einer Größe von mindestens 150 000 Quadratmetern“ sucht. Dormagen ist eine Option. Es geht um die Ansiedlung des kompletten nationalen Paket- und Briefgeschäftes und um 600 neue Arbeitsplätze. „Dormagen liegt strategisch gut“, sagt Dingendorf, „aber der Autobahnanschluss ist existenziell. Ohne ihn brauche ich Dormagen gar nicht vorzuschlagen.“ Welche Dimension eine solche spektakuläre Ansiedlung hätte, zeigt eine weitere Zahl: „Jede Nacht würden tausend Fahrzeuge und Züge eintreffen. Das muss wie geschnitten Brot laufen.“ Aber der Immobilienexperte der Post bekam nach eigener Aussage auf der Anfahrt zum Unternehmertreff bereits einen Eindruck von der komplizierten Anfahrt ins Gewerbegebiet Delrath.
Das größte Logistikzentrum von Aldi Süd, das den Kölner Raum ebenso bedient wie Neuss, ist auf die A 57 „als Hauptversorgungsader“ angewiesen, sagt Geschäftsführer Jürgen Krone. „Wir kennen die politischen Prozesse nicht. Für uns zählt nur das Ergebnis, denn wir müssen wettbewerbsfähig bleiben.“ Aufgrund der hohen Transportkosten ist der Standort firmenintern in die Kritik geraten, hieß es gestern. Krone beschrieb auch ein düsteres Szenario: „Die hohen Transportkosten sind zukünftig nicht mehr tragbar.“ Damit ist der Standort in Gefahr. Mit über 1400 Mitarbeitern in Dormagen ist das Logistikzentrum „die größte Gesellschaft in Deutschland“, so Pabst. Jeden Tag gibt es an der Edisonstraße 300 Lkw-Bewegungen.
Was den zeitnahen Bau des Autobahnanschlusses Delrath betrifft, äußerten sich Bürgermeister Erik Lierenfeld und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke zuversichtlich. „Wir sind auf einem guten Weg“, so Lierenfeld. „Wichtig ist es, auch ein deutliches Signal aus der Wirtschaft zu bekommen.“