A 57-Anschluss ist Bedingung für eine mögliche DHL-Ansiedlung

Dormagens Stadtplaner macht klar, dass die aktuelle Verkehrsanbindung nicht ausreichen wird, um DHL anzulocken.

Foto: Rolf Vennenberndt

Dormagen. Die Gewerbesteuereinnahmen in Dormagen steigen. Fast 34 Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr in die Stadtkasse. Für das laufende Jahr prognostiziert eine vorsichtige Kämmerin 26 Millionen Euro. In der vergangenen Woche konnte die Stadt dem besten Steuerzahler der Stadt „Danke“ sagen, als das Logistikzentrum von Aldi-Süd Gastgeber des städtischen Unternehmertreffs war. Und dort wurde öffentlich, dass es mit der Deutsche Post DHL-Group womöglich in naher Zukunft einen weiteren finanziell potenten Zahler geben könnte. Die Bonner beobachten den Markt und halten Ausschau nach neuen Flächen für große Logistikzentren. Eine davon liegt am Silbersee, das größte Pfund für die Ansiedlungspolitik der Stadt.

„Das wäre wie ein Sechser im Lotto“, sagt Bürgermeister Erik Lierenfeld. „Mit einer 100-Million-Euro-Investition wäre das eine ganz große Hausnummer.“ Eine DHL-Sprecherin bestätigte, dass das Unternehmen sich mit Expansionsgedanken trägt. „Wir beobachten genau, wie die Entwicklung ist, wie das Logistikgeschäft läuft. Dann tauchen natürlich Fragen danach auf, was wir in fünf oder zehn Jahren machen? Welche Möglichkeiten gibt es, um große Grundstücke zu akquirieren?“ So wurden in Deutschland acht Großräume definiert, in denen die Immobilienabteilung nach geeigneten Flächen Ausschau hält. Einer ist das Rheinland, in dem Dormagen über eine zentrale Lage verfügt. „Dormagen liegt strategisch gut“, sagte letzte Woche Matthias Dingendorf, Vize-Präsident von DHL Corporate Real Estate. Es geht um eine Fläche von mindestens 150 000 Quadratmetern, auf der wiederum ein Paketzentrum mit einer Größe von 40 000 Quadratmetern errichtet würde. Die DHL-Sprecherin nennt eine Zahl: „In unserem neuen Paketzentrum in Bochum werden 50 000 Sendungen in der Stunde bearbeitet.“

Am Silbersee kann die Stadt eine solche Fläche anbieten. Dort stehen rund 50 bis 60 Hektar für eine Entwicklung zum Gewerbegebiet zur Verfügung.

DHL-Sprecherin

„Klar ist, dass der damit verbundene zusätzliche Verkehr nicht über die B 9 abgewickelt werden könnte“, sagt Stadtplaner Gregor Nachtwey. Beispiel DHL: Dort würden jede Nacht tausend Fahrzeuge das Logistikzentrum anfahren und verlassen. „Eine Planung muss auch umsetzungsfähig sein“, so Nachtwey. Und dazu gehört die Verkehrsanbindung. Die hakt in diesem Bereich, weil der dringend benötigte Autobahnanschluss Delrath noch nicht vorhanden ist. Nach einer Einschätzung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke könnte der Anschluss „unter günstigen Bedingungen Ende 2020 fertig sein“. Das würde allemal reichen, um mit DHL ins Geschäft zu kommen, weil es dort „noch keine Zeitschiene gibt“, so die Sprecherin. Bürgermeister Lierenfeld sagt: „Es ist natürlich gut, dass DHL mittelfristig plant. So bleibt Dormagen im Rennen.“

Für den neuen städtischen Wirtschaftsförderer Michael Bison ist eines klar: „Ein solches Unternehmen benötigt Planungssicherheit.“ Das heißt übersetzt: Gibt es einen verlässlichen Zeitplan für die Realisierung des Autobahnanschlusses, hat Dormagen gute Aussichten darauf, dass sich DHL dort ansiedelt. „Einen Standort mit einer schwachen Infrastruktur braucht unsere Immobilienabteilung uns gar nicht erst vorschlagen“, sagt die DHL-Sprecherin.