A 57: Der Herr der Autobahnbrücken
Der Brückenbau an der A 57 wird das letzte große Projekt von Joachim Minten.
Rhein-Kreis Neuss. Der Chef kommt: Als Joachim Minten, Bauabteilungsleiter der Autobahnniederlassung Krefeld, zur beschädigten Brücke an der A 57 fährt, geht ein Raunen durch die Menge des Bautrupps. „Jetzt gibt es Ärger“, sagt ein Bauarbeiter scherzhaft. Ärger gibt es natürlich nicht, dafür freundliche Worte, als Minten aus dem Dienstwagen steigt. Im Anzug und mit Sicherheitsjacke begutachtet er den Fortschritt auf der Baustelle und wünscht Kollegen, die mit einer Aufschlussbohrung beschäftigt sind, gutes Gelingen.
Mitten auf der fast menschenleeren A 57 sind diese Bohrungen nötig, um den Untergrund des Brückendamms zu erkunden. Denn schon in den nächsten Tagen soll die beim Brand zerstörte Brücke abgerissen und sollen die Fundamente für die Behelfsbrücke gegossen werden. Zurzeit legt Minten mit seinen Teamleitern den genauen Zeitplan fest. Viel Arbeit für den 64-Jährigen. „Wir müssen ein großes Team koordinieren, es werden sehr viele Überstunden gemacht.“
1978 begann Minten seinen Dienst bei der Autobahnniederlassung Krefeld. Zuvor hatte der gebürtige Kempener Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen studiert. „Wegen des Interesses und aus Leidenschaft habe ich einen der schwersten Ausbildungsrichtungen im Ingenieurswesen gewählt“, sagt Minten.
Bei seinem neuen Arbeitgeber wird er gleich vor eine Bewährungsprobe gestellt. In Duisburg stürzt eine alte Autobahnbrücke ein und begräbt Autos unter sich. „Ich habe meine Dienstzeit mit einem Unfall begonnen und beende sie mit einem. Eigentlich hatte ich damit nicht gerechnet. Aber es kommt immer anders, als man denkt.“ Zum Jahresende geht Minten in Pension.
Bis dahin gibt es noch reichlich zu planen und koordinieren für den Bauleiter. Innerhalb der nächsten sieben Tage soll mit dem Abriss begonnen werden, sagt Minten, auf einen Tag will er sich jetzt noch nicht festlegen. Wenn die zerstörten Teile entfernt sind, werden zwei Behelfsbrücken mit je zwei Fahrbahnen auf der A 57 montiert. Die Teile kommen aus Brückenlagern in Mönchengladbach und Willich-Schiefbahn. Auf der gesperrten A 57 werden sie nördlich der ehemaligen Brücke im Baukastenprinzip zusammengesetzt in die entstandene Abrisslücke geschoben. Spätestens Ostern soll der Verkehr wieder fließen, wenn auch mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Um die Beseitigung des provisorischen Zustands wird sich Mintens Nachfolger kümmern. „Wenn die A 57 in ein paar Jahren dreistreifig ausgebaut wird, wird die neue Brücke gleich mit erstellt.“ Seinem Nachfolger wünscht Minten eine glückliche Hand, aber vor allem: „Keine Vorfälle wie diesen, das bedrückt schon sehr.“
An wie vielen Projekten er in den vergangenen 34 Jahren gearbeitet hat, weiß Minten nicht mehr. „In meinem Bereich habe ich 2000 Brücken, davon sechs Autobahnbrücken über den Rhein.“ Am anspruchsvollsten sei vor einigen Jahren die Erneuerung von Stahlseilen an der Fleher Brücke gewesen.
Für die Zeit nach Dienstende ab Januar 2013 hat Minten noch keine konkreten Pläne. „Ich weiß es noch nicht, vielleicht fliege ich mit meiner Frau noch mal in die USA.“ Eines ist aber für ihn klar: „Brückenbau werde ich nicht mehr machen, weil das ziemlich viel Stress ist.“