Ärger mit Nachbarn und Vermieter

Monique Nauwarthat und Serdar Ilgin leben in Wohnungen des Bauvereins, doch sie haben Kündigungen erhalten.

Grevenbroich. Die Koffer hält Monique Nauwarthat schon bereit. Wie ein Hoffnungsschimmer stehen sie in der Ecke an der Haustür ihrer Wohnung in der Zumbuschstraße. Am liebsten würde die vierfache Mutter all ihr Hab und Gut in diese Koffer packen und ausziehen. „Ich kann nicht mehr, ich bin völlig am Ende“, sagt Nauwarthat. Die Nachbarn, der Hausmeister und ihr Vermieter, der Grevenbroicher Bauverein, hat sie als Schuldige dafür ausgemacht. „Die Kinder dürfen hier gar nichts, der Hausmeister hat sogar das Spielen im Garten verboten. Wir werden beleidigt und der Bauverein droht uns mit dem Rausschmiss“, zählt sie auf.

Mit dem Konflikt ist Nauwarthat nicht alleine. Serdar Ilgin wohnt nebenan. Sein Vater liegt seit einem Herzstillstand 2011 im Wachkoma. Als er vergangenes Jahr nach einem Notfall mit einem Rettungswagen abgeholt wurde, „da haben sich die Nachbarn über den Lärm und eine Macke an der Haustür, verursacht durch die Trage, beschwert“, sagt Ilgin. Er glaubt: Weil seine Eltern Türken sind, werden sie kritisch beäugt. „Den Hausmeister habe ich sagen hören, er hätte eine Türken-Allergie“, erzählt der 35-jährige Krankenpfleger.

Foto: Clemens Boisserée

Der Bauverein hält bei all den Vorwürfen dagegen: Man habe mit der Diakonie einen Vermittler bei Nachbarschaftsstreitigkeiten beauftragt. Das Spielen im Garten sei der Familie „zu keinem Zeitpunkt untersagt“, sagt Bauverein-Geschäftsführer Michael Nowack. Und auch die Rassismus-Vorwürfe hält er für unhaltbar: „Der beauftragte Hausmeister hat niemals Bewohner unserer Objekte beleidigt und auch keine rassistischen Äußerungen abgegeben“, sagt Nowack. So steht Aussage gegen Aussage.

Die Betroffenen leben seit 2014 in der ruhigen Wohnanlage. Nauwarthat zog mit einer zwölf- und achtjährigen Tochter sowie mit vierjährigen Zwillinge ein. Sie ist alleinerziehend, die Wohnung wies ihr der Bauverein zu, nachdem die alten vier Wände zu klein wurden.

„Von Anfang an haben sich die Nachbarn und der Hausmeister an den Kindern gestört“, sagt sie. Am 1. März dieses Jahres sei die Situation schließlich eskaliert, nachdem eine ihrer Töchter aus dem Haus gegenüber beleidigt worden sei. „Aufs Übelste, mit Wörtern, die Kinder in diesem Alter nicht hören sollten“, sagt Nauwarthat. Sie rief die Polizei und erstattete Anzeige — aber das Verfahren wurde bald darauf eingestellt.

Dafür gab es neuen Ärger mit dem Vermieter, als sie vor wenigen Wochen einen Hund in die Familie holte. „Meine Tochter leidet an Wahrnehmungsstörungen, der Hund hilft ihr“, sagt Nauwarthat. Allerdings ist die Hundehaltung in Geschosswohnungen des Bauvereins nicht erlaubt. Ausnahmen gelten nur für „ältere Mieter, die bereits seit Jahren den Hund als Haustier halten“, sagt Nowack. Bis zum 28. Juli soll die 35-Jährige den Hund wieder abgeben, ansonsten werde ihr Mietvertrag gekündigt, heißt es in einem Schreiben.

Michaelo Damerow, Geschäftsführer des Mietervereins Düsseldorf, kritisiert den Vermieter: „Wenn es ein Hundeverbot gibt, muss das einheitlich umgesetzt werden.“ Ansonsten bezweifle er, dass das Verbot und die Kündigung wirksam seien.

Die Kündigung haben Ilgins bereits im Juli 2015 erhalten, nachdem sich die Familie einen Labrador anschaffte. Den Hund gebe es auf ärztliche Empfehlung, sagt Serdar Ilgin. Seit der Vater bettlägerig sei, sorge „Efe“ dafür, dass seine Mutter regelmäßig vor die Tür komme. Der Fall ging vor Gericht, Nowack sagt: „Diese Behauptung wurde dort zu keinem Zeitpunkt bewiesen.“ Zuletzt einigte man sich. Zum Ende des Jahres sollen Ilgins ausziehen. Wie es für Monique Nauwarthat weitergeht, ist offen. Den Hund will sie behalten und stattdessen in eine andere Wohnung umziehen.

Der Bauverein, dem in Grevenbroich laut eigenen Angaben mehr als 1600 Wohnungen gehören, erklärt: „Wir sehen uns nicht veranlasst, eine Alternativ-Wohnung anzubieten.“ Der 35-Jährigen hat die Auseinandersetzung zugesetzt, sie tritt jetzt eine Mutter-Kind-Kur an.