Ärger wegen Großbaustelle

An der Bergheimer Straße wächst bei Geschäftsinhabern der Unmut über die monatelangen Bauarbeiten.

Foto: Lothar Berns

Neuss. Anwohner und Geschäftsinhaber fühlten sich überrumpelt, als an der Bergheimer Straße Mitte September plötzlich Bagger anrollten. Besonders die mangelnde Information seitens der Verwaltung wurde kritisiert. Eine Bürgerinformation hatte es erst nach Beginn der Arbeiten gegeben. Im ersten Bauabschnitt wird aktuell die östliche Gehwegseite gegenüber dem Botanischen Garten hergestellt. Das wird voraussichtlich bis März kommenden Jahres dauern. Im Anschluss soll die Fahrbahn erneuert werden. Das Problem: Für diese Maßnahme kommt es zu einer Vollsperrung der Bergheimer Straße von voraussichtlich vier Wochen, ehe die westliche Gehwegseite inklusive Parkstreifen fertiggestellt werden kann.

Mavus Sinci, Leiterin eines Blumenfachgeschäfts

Mavus Sinci, Inhaberin eines Blumenfachgeschäfts, spürt bereits jetzt — wenige Wochen nach Beginn der Arbeiten — einen Umsatz-Einbruch. Vor allem die fehlenden Parkmöglichkeiten machen der Floristin zu schaffen: „Viele Kunden fahren drei bis viermal um den Block und finden einfach keinen Parkplatz. Das ist geschäftsschädigend, wenn es so weitergeht, müssen wir schließen“, sagt die Leiterin des Familienbetriebs, die angibt, ihren Umsatz bei besseren Parkmöglichkeiten um bis zu 50 Prozent steigern zu können. Stellplätze seien bereits vor Beginn der Bauarbeiten Mangelware gewesen.

Eine Lösung des Problems ist jedoch nicht in Sicht. Denn durch die Öffnung für den Radverkehr entgegen der Einbahnstraße entfällt die Möglichkeit, auf dem östlichen Fahrbahnrand zu parken — fünf Stellplätze weniger sind die Folge. „Unter Sicherheitsaspekten ist für den Radverkehr und die Fußgängerquerung der Fahrbahn eine Reduzierung der Parkplätze unumgänglich“, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. Da der Eingangsbereich des Botanischen Gartens neu gestaltet wird und mit Grünflächen und Bäumen in die Bergheimer Straße integriert werden soll, fallen weitere vier Parkplätze weg. Ebenfalls aus Sicherheitsgründen, wie die Verwaltung auf Nachfrage mitteilte. Es sei zwar umfassend geprüft worden, ob Ersatzmöglichkeiten im öffentlichen Raum geschaffen werden können. Dies sei jedoch leider nicht möglich.

Das Unternehmen von Frank Ewald, in dem Stahlstempel und Prägewerkzeuge herstellt werden, liegt mitten im Bereich der Baustelle. Sein Problem: Da der Lieferdienst, der regelmäßig Pakete abholt, dort derzeit nicht halten kann, muss Ewald die Kartons selbst ins Lager fahren. Vor allem der Vollsperrung blickt er mit Sorgen entgegen: „Ich muss hier Waren rein und rausfahren, wie soll das dann funktionieren? Es ist problematisch.“ Ewald kündigt Gespräche mit dem Tiefbauamt an. Doch die Baumaßnahmen sorgen nicht nur für Unmut. So hatte sich die Anwohnerinitiative „Sichere Bergheimer Straße“ jahrelang unter anderem für eine Erneuerung der Fahrbahn, der Gehwege, zusätzliche Begrünung und Fahrradwege in beide Richtungen eingesetzt. Rund 400 Unterschriften hatte die Initiative 2010 an den ehemaligen Bürgermeister Herbert Napp übergeben — mit den Maßnahmen wird das Gros ihrer Wünsche erfüllt.