Arbeitssuche in Neuss Neusser Jobbörse unterstützt Ukrainer
Neuss · Manche Besucher sprechen Deutsch, andere Englisch, ihr Ziel ist gleich: Sie wollen eine Arbeit finden.
Schon kurz vor Beginn der Veranstaltung um 9 Uhr war spürbar, dass es eine besondere Jobbörse ist: Vor dem Hintereingang des Gare du Neuss redete eine Gruppe von Frauen Ukrainisch, ein Mitarbeiter verwies auf den Haupteingang. Innen füllte sich der Raum: An den rund 35 Ständen von Arbeitgebern sowie karitativen Organisationen verteilten sich die Besucher, um ins Gespräch zu kommen und neben Flyern auch Kekse und Kugelschreiber mitzunehmen.
Zu den hörbar vielen ukrainischen Besuchern zählten Iryne Kulahina, Kristina Diachenko und Katarina Rud. Sie sind alle im März nach Deutschland gekommen, leben aktuell in Meerbusch und brachten unterschiedliche Biografien und Jobwünsche mit: Kulahina hoffte auf ein Angebot für Sänger, Diachenko auf eine Arbeit im Friseursalon und Rud auf eine Stelle im medizinischen Bereich. In ihrem Deutschkurs an der Volkshochschule Meerbusch haben sie bereits etwas Deutsch gelernt, auf der Jobbörse erhielten sie Unterstützung von einer Dolmetscherin.
Sebastian Drabik, der auf der Jobbörse die Bäckerei Terbuyken repräsentierte, begrüßte die Einladung der ukrainischen Geflüchteten zur Veranstaltung. Eine „Win-Win-Situation“ sei es angesichts des Personalmangels auf der einen und der Arbeitssuche auf der anderen Seite. Mit Arbeitskräften aus der Ukraine habe seine Bäckerei bereits gute Erfahrungen gesammelt. Hilfreich seien für die Verständigung auf der Jobbörse seine Polnischkenntnisse, so Drabik. Der Besucherandrang sei sehr groß: Bereits innerhalb der ersten Stunde seien alle Plätzchen weg gewesen.
Veranstaltet wurde die Jobbörse vom Jobcenter Rhein-Kreis Neuss und dem Weiterbildungsverband Mittlerer Niederrhein. Laut Sabine Hustedt, Geschäftsführerin des Jobcenters, richte sich die Jobbörse zwar auch an allgemeine Besucher, vor allem jedoch an die „Kundinnen und Kunden“ des Jobcenters, zu denen seit dem 1. Juni auch viele ukrainische Geflüchtete zählen. Die Betreuung der Ukrainer sei anfangs schwierig gewesen, inzwischen aber erfolgreich. „Ich hoffe, dass das eine oder andere Beschäftigungsverhältnis zustande kommt“, so Hustedt.
Für Andreas Nießen vom Weiterbildungsverband Mittlerer Niederrhein ging es bei der Jobbörse auch um Solidarität: Angesichts der gestiegenen Preise sei es auch für Deutschland „kein leichtes Jahr“, doch es sei wichtig, den Menschen zu helfen, denen es noch schlechter gehe. Dankbar seien er und Hustedt für die Räumlichkeiten, die Kay Schloßmacher kostenlos zur Verfügung gestellt hatte.