Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth als Ehrenbürgerin der Stadt Neuss im Gespräch
Neuss · (abu) Es ist mehr als ein Vierteljahrhundert her, dass die Stadt Neuss zuletzt einer verdienten Persönlichkeit die Ehrenbürgerschaft verliehen hat. Zum bislang letzten Mal geschah dies am 24. März 1995. Damals wurde der ehemalige (Ober-)Bürgermeister Hermann-Wilhelm Thywissen zum Ehrenbürger ernannt.
Im Ältestenrat haben sich die Vertreter der Politik nun am Freitag auf gemeinsamen Vorschlag von SPD und CDU darauf verständigt, dass die seltene und hohe Auszeichnung erneut erfolgen soll. Dem Stadtrat soll in der Sitzung am 16. Dezember vorgeschlagen werden, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Vorausgegangen ist dem eine gemeinsame Initiative von Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) und dem Neusser Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
Rita Süssmuth, die seit den 1970er Jahren in Neuss wohnt, ist für ihren Einsatz gegen Ausgrenzung und für Frauenrechte bekannt. Der Leitgedanke „Ausgrenzung vermeiden“ zieht sich wie ein roter Faden durch ihr politisches Leben. Aber eigentlich kommt sie aus der Wissenschaft.
Geboren wurde Rita Süssmuth am 17. Februar 1937 in Wuppertal. Nach dem Abitur studierte sie Romanistik und Geschichte, im Postgraduiertenstudium Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie und wurde 1964 zur Dr. phil. promoviert. Von 1966 an war sie als Dozentin beziehungsweise Professorin an mehreren deutschen Hochschulen tätig. Von 1982 bis 1985 leitete sie das Institut „Frau und Gesellschaft“.
Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit engagierte sie sich auch gesellschaftspolitisch, zum Beispiel war sie ab 1971 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit. 1981 trat Rita Süssmuth in die CDU ein. 1985 bis 1988 war sie Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit beziehungsweise für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. 1988 wurde sie zur Bundestagspräsidentin gewählt.
Dieses Amt führte sie bis 1998 aus. In ihre Amtszeit fielen historische Debatten und Entscheidungen im Deutschen Bundestag wie zum Beispiel zum Umzug nach Berlin sowie zur Verhüllung des Reichstages in der Hauptstadt durch den Künstler Christo. Für ihre Verdienste wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Nun möchte die Stadt Neuss Rita Süssmuths Verdienste mit der Ehrenbürgerschaft würdigen. Wie besonders dies ist, zeigt ein Blick auf den kleinen Kreis der Geehrten. Neben Hermann-Wilhelm Thywissen finden sich dort Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser, Wilhelm Thywissen und Joseph Kardinal Frings.