Auswilderungsstationist geschlossen

Leiter Werner Döhring ist schwer erkrankt.

Foto: ati

Nievenheim. Tanja Kalkowsky ist froh und traurig zugleich — froh, dass in den vergangenen Wochen keine Wildtiere im Tierheim Dormagen abgegeben wurden, und traurig darüber, dass Werner Döhring zurzeit keine tierischen Pflegefälle in seiner Auswilderungsstation in Nievenheim annehmen kann, da der 75-Jährige ernstlich erkrankt ist. „Wir haben alle Wildtiere, die zu uns gebracht wurden, bei ihm abgegeben, da wir hier keine Kapazitäten und nicht die Möglichkeit haben, sie wieder aufzupäppeln“, sagt die Leiterin des Dormagener Tierheims.

Kurz und knapp formuliert es Detlef Sturm von der Dormagener Feuerwehr: „Der Mann, der fehlt.“ Denn die Brandschützer werden auch zu Hilfe gerufen, wenn verletzte Tiere gefunden werden. Und in Nievenheim fanden sie immer jemanden, der die Tiere bereitwillig in Empfang nahm, gesund pflegte und dann wieder frei ließ. „Jetzt müssen wir erst die Kreisleitstelle anrufen und uns sagen lassen, wo wir das Tier hinbringen können. Das ist oft sehr zeitaufwendig“, sagt Sturm. Er hofft, dass es bald eine andere Lösung geben wird, „auch wenn wir natürlich nicht täglich mit verletzten Wildtieren zu tun haben.“ Tierärztin

Dr. Annette Kern vom Kreisveterinäramt bedauert es ebenfalls sehr, dass der Betrieb in der Nievenheimer Station derzeit ruht. „Werner Döhring ist ein ausgewiesener Fachmann“, betont Kern. „Wir wünschen uns, dass sich mehr Menschen so engagiert um Wildtiere kümmern wie er.“ Ein Problem sei besonders die Versorgung von Singvögeln, weil es in diesem Bereich insgesamt nicht viele Stationen gebe und besonderes Fachwissen vonnöten sei. Bei Igeln und Greifvögeln sehe die Situation etwas besser aus. Dennoch: Im Rhein-Kreis reißt Neuss Döhrings Fehlen eine riesige Lücke. Kern bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf ein umfangreiches Merkblatt zu verweisen, das auf der Internetseite des Kreisveterinäramtes zu finden ist. „Wildtier gefunden — was tun“ lautet der Titel. Neben allgemeinen Hinweisen finden sich dort auch zahlreiche Kontakte zu Einrichtungen und Ansprechpartnern, die im Notfall helfen können. Die allermeisten sind allerdings nicht im Rhein-Kreis beheimatet. Und Tierärzte könnten nur bedingt helfen, erklärt Kern.