Automobilzulieferer bündelt seine Einrichtungen in Neuss Pierburg will im Hammfeld forschen
Neuss. · Die Rheinmetall-Tochter will am Derendorfweg ein Zentrum für Forschung und Entwicklung mit 1100 Arbeitsplätzen errichten. Wegen Corona kommt es zu Verzögerungen.
Sieben Jahre nach dem Ende des Spielbetriebs und sechs Jahre nach dem Abriss des VfR-Stadions am Derendorfweg deutet sich auf der seitdem brach liegenden Fläche eine Mega-Ansiedlung an: Die Firma Pierburg, ein Tochterunternehmen des Rheinmetall-Konzerns, will im Gewerbegebiet Hammfeld-West ein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit rund 1100 Arbeitsplätzen errichten und alle Einrichtungen, die derzeit in angemieteten Objekten über das Stadtgebiet verteilt ansässig sind, an einem Standort bündeln. Der Grundstücksvertrag stehe noch aus, sagt Bürgermeister Reiner Breuer, doch er sei schon glücklich darüber, das Pierburg sein Interesse am Standort Neuss unterstrichen hat.
Folke Heyer, Sprecher der Rheinmetall Automotive AG, muss etwas auf die Euphoriebremse treten. Er bestätigt, dass die Rheinmetall AG ihre Standortstruktur im Raum Neuss überprüft und auch, dass das Grundstück an der Hammer Landstraße ein möglicher Standort für den internationalen Automobilzulieferer sei. „Eine endgültige Entscheidung über eine Investition in Neuss steht jedoch aktuell noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch den Rheinmetall-Aufsichtsrat“, sagt Heyer. Voraussetzung für ein Neubauvorhaben ist aus Sicht des Konzerns, dass die Fläche zur Verfügung steht und das Planungsrecht ein solches Projekt möglich macht.
Diese Voraussetzungen will die Stadt nun schaffen, in dem sie einen Bebauungsplan für die 31 500 Quadratmeter große Fläche zwischen Hammer Landstraße und Derendorfweg entwickelt. Verfügbar ist die Fläche im Prinzip jederzeit, nachdem der Möbelhaus-Investor Kurt Krieger, der ursprünglich Hammfeld-West komplett hatte entwickeln wollen, von seiner Kaufoption Mitte 2018 zurückgetreten war.
Ein Grund dafür war, dass die Politik im Hammfeld keine weitere Einzelhandelsnutzung zulassen wollte – und die Option, dort das Landesrechenzentrum anzusiedeln, nicht zum Tragen gekommen war. Die Vorarbeiten müssen zügig angegangen werden, sagt Breuer, der das Vorhaben eigentlich im Planungsausschuss beraten und durch den Rat am Freitag auf den Weg bringen wollte. Beide Termine fallen aber aufgrund der Corona-Krise aus. Die schnelle Schaffung von Baurecht aber ist notwendig, weil sonst der Zeitplan nicht zu schaffen sei. Ein Eckpunkt darin ist das Jahr 2024. Dann läuft der 2014 geschlossene Mietvertrag der Firma Pierburg für ihre Verwaltung und ihre Forschungsabteilung an der Leuschstraße aus.
Die Stadt unterstützt
das Anliegen des Investors
Mit dem Umzug ins Hammfeld würde wieder eine Situation hergestellt, wie sie schon einmal bis zum Jahr 2015 bestand. Damals eröffnete der Konzern auf der Hafenmole I sein Niederrheinwerk, unter dessen Dach er die Fertigungssparten aus dem Werk Nettetal und vom Standort Leuschstraße zusammenführte. Die Nähe zum Produktionsstandort, sowie die innerstädtische Lage des Grundstückes und dessen gute Verkehrsanbindung führten dazu, dass die Rheinmetall Immobilien GmbH, die das Projekt im Auftrag des Gesamtkonzerns abwickelt, den Standort als gut geeignet bewertet. Der Derendorfweg, über den das Forschungszentrum angebunden werden soll, müsste allerdings deutlich ausgebaut werden.
Die Stadt unterstützt das Anliegen des Investors und begrüßt es als „stadtentwicklungspolitisch sehr bedeutsame Standortsicherung eines großen, in Neuss ansässigen Unternehmens von zentraler Bedeutung“. Im Beirat Hammfeld sowie im Werkstattverfahren „Rheinkorridor“, in dem die Politik die Achse vom Wendersplatz über die Rennbahn bis zum Rheinpark in den Blick nimmt, wurde das Pierburg-Vorhaben bereits vorgestellt. Dabei wurde festgestellt, dass das Projekt die formulierten Ansprüche an eine Nutzung der Fläche
erfüllt.