Autoverkäufer soll Mörder sein
Sechs Wochen nachdem die Leiche von Berthold F. an der A 46 gefunden wurde, hat die Polizei einen 29-jährigen Dormagener festgenommen.
Neuss. Der Tod des 57-jährigen Frührentners Berthold F. scheint aufgeklärt: Fast sechs Wochen nachdem die Leiche des Neussers vor der Fleher Brücke an der A 46 von einem Kanalarbeiter gefunden worden war, hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Ein 29 Jahre alter Familienvater aus Dormagen soll den Mann erwürgt oder erdrosselt und seine Leiche an der Autobahn verscharrt haben.
Der 29-Jährige ist Verkäufer in einem großen Neusser Autohaus. Er soll die Baranzahlung seines Kunden Berthold F. — 9500 Euro für ein neues Auto — unterschlagen und ihn dann ermordet haben, um die Straftat zu vertuschen.
Der Mann aus St. Peter hatte laut Kripo massive finanzielle Probleme und Angst, seinen Job zu verlieren. Er wurde am Montag polizeilich vernommen und sitzt jetzt in U-Haft. Der Mann soll die Tat weitgehend gestanden haben. Gegen den 29-Jährigen wurde inzwischen Haftbefehl wegen Mordes in Verdeckungsabsicht erlassen. „Ich gehe davon aus, dass er F. töten wollte“, sagte Staatsanwältin Britta Schreiber. Eben solch eine Verdeckungsabsicht würde die Tat zum Mord machen.
Der 57 Jahre alte, krebskranke und zurückgezogen lebende Neusser freute sich auf ein neues Auto, hatten Bekannte gegenüber der Polizei erwähnt. Den Neuwagen im Wert von 20 000 Euro habe das Opfer im Mai 2010 bestellt, seinen alten Ford Focus wollte es in Zahlung geben. Über Wochen soll der Verkäufer den Kunden hingehalten haben, obwohl der Neuwagen längst eingetroffen gewesen sei.
Als der 57-Jährige am 17. oder 18. Januar sein Auto endlich abholen wollte, habe der Verkäufer den Mann in unmittelbarer Nähe des Autohauses an der Moselstraße umgebracht und die Leiche mit einem Gebrauchtwagen weggeschafft. „Zentrales Element war der Autokauf“, berichtete der Leiter der Mordkommission „Gebüsch“, Markus Dreisewert, am Donnerstag.
Am Mordtag sei es zu einem handfesten Streit gekommen, in dessen Verlauf das spätere Opfer dem Autoverkäufer androhte, seinen Vorgesetzten zu informieren.
Der Verdächtige habe sich in den Vernehmungen mehrmals widersprochen, sagte Dreisewert, der Tatverdacht habe sich daher erhärtet. Die Beamten machten ihn auf die Widersprüche in seiner Aussage aufmerksam, so dass der Autoverkäufer seine Tat teilweise einräumte.
Wie es dem Täter gelang, den Toten am helllichten Tag in das Auto zu bugsieren und ihn ungesehen wegzuschaffen, sei noch Untersuchungsgegenstand. Laut Polizei waren die Mitarbeiter des Autohauses schockiert, als sie von der Festnahme erfuhren.
Der 29-Jährige habe den Toten „an verschiedenen Örtlichkeiten zwischengelagert“ und sich einige Wochen später dazu entschlossen, den Leichnam zu begraben. Weil eine Hand aus dem Erdreich ragte, wurde die Leiche in dem Waldstück schließlich entdeckt.
Fraglich ist, warum der Mörder einen vierstelligen Geldbetrag, der in der Jacke des Toten steckte, nicht mitnahm. „Vermutlich hat er das Geld nicht gesehen“, meint Dreisewert. Der verschwundene Ford Focus wurde von der Polizei auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Dortmund sichergestellt. Laut Dreisewert hatte der mutmaßliche Mörder einem Helfer den Auftrag gegeben, das Auto zu verkaufen.