Schützenfest Neuss Schützenlust-Züge wollen „Wackelzug“ boykottieren
Neuss. · Das neue Konzept mit Ende auf der Zollstraße stößt auf viel Kritik. „Das wird nicht funktionieren“, sagt Ehrenmajor Herbert Geyr.
Die kleine Revolution, vom Schützenkomitee mit Blick auf den „Wackelzug“ angezettelt, sieht sich mit einer Gegenrevolution konfrontiert. „Die nun beschlossene Variante mit Zugende auf der Zollstraße wird so nicht funktionieren“, sagt Herbert Geyr, „die Schützen werden mit den Füßen abstimmen und in Mehrheit nicht mitmarschieren.“ Er kenne die Aussage von allein mehr als 25 Schützenlust-Zügen, die dem abschließenden Umzug am Schützenfest-Dienstag fern bleiben würden. Geyr, Ehrenmajor der Schützenlust, sieht die Reputation der Korpsführer in Gefahr: Wenn suggeriert werde, die Korpsführer hätten der aktuellen Variante zugestimmt, sei das falsch: „Das ist eine Entscheidung des Komitees. Die Korpsführer waren mehrheitlich für eine dezentrale Lösung.“
Seit 70 Jahren ist der so genannte „Wackelzug“, mit dem die Schützen ihren neuen König den Neussern vorstellen und das Fest beschließen, in der Diskussion. Den einen ist er zu „karnevalistisch“, den anderen zur „traditionalistisch“. Die Folge sei, so langjährige Beobachter, dass jeder zweite der mehr als 300 Züge im Regiment den feucht-fröhlichen Ausklang nicht mitmacht. Darum wurde zuletzt immer mit der Streckenführung experimentiert. Die „wilde Meile“ – Hamtor- und Michaelstraße – musste aus Sicherheitsgründen gestrichen werden.
Nun sollte eine größere Umgestaltung so etwas wie ein Befreiungsschlag sein. Bildete bisher eine Parade auf dem Markt vor dem neuen König den Abschluss, so soll der „Wackelzug“ künftig mit einem Vorbeimarsch – kein Einschwenken der Musikblöcke – beginnen. Darüber herrscht offenbar Einigkeit.
Pesch: „Ich bleibe dabei, dass weitgehend Konsens herrscht“
Unterschiedliche Auffassungen gibt es aber darüber, was nach dem Vorbeimarsch kommt. Die Mehrheit der Korpsführer – sieben Ja-, zwei Nein-Stimmen bei einer Enthaltung – hatte vorgeschlagen, dass die Korps zu unterschiedlichen Plätzen ziehen: Grenadiere und Gilde zum Hamtorplatz, Jäger zur Niederstraße (Kaufhof), Schützenlust auf den Platz am Weißen Haus, Hubertusschützen Alte Post. „Das Konzept ließ sich nicht realisieren“, sagt Schützenpräsident Martin Flecken, „aus größten Sicherheitsbedenken.“ Daher habe sich das Komitee (Flecken: „Das ist für die Streckenführung zuständig.“) zu einer modifizierten Lösung entschieden, die mit der erweiterten Ablaufkommission (Flecken: „Alle Korps waren vertreten.“) diskutiert worden sei. „Ich bleibe dabei“, sagt Oberst Walter Pesch, „dass weitgehend Konsens herrscht.“ Wichtig ist Flecken, dass sich der „Wackelzug“ eben nicht auf der Zollstraße auflöse, sondern die Korps geschlossen zu ihren Sammelorten marschieren. Die Grenadiere planen vor der Volksbank einen Vorbeimarsch am Major und Korpssieger. Die Scheibenschützen (Münsterplatz) und die Gilde (Hamtorplatz) sind jeweils Gastgeber eines großen Zapfenstreiches. Pesch: „Die Korps können, wenn sie mögen, dann zu den Plätzen marschieren, wo sie feiern wollen. Das geht.“
Für Präsident Martin Flecken und Oberst Walter Pesch ist die jetzt gefundene „Wackelzug“-Konzeption auch nicht in Stein gemeißelt: „Wir mussten handeln und wir haben gehandelt.“ Es sei einhellige Auffassung gewesen, „das sich was ändern muss“. Natürlich werde nach dem Schützenfest auch der neue „Wackelzug“ analysiert und „wir werden dann im Licht der Erfahrungen an den Stellschrauben weiter justieren.“