Bushaltestellen in Neuss Neue Bushaltestellen sollen ein begrüntes Dach bekommen
Neuss. · Ausschuss will zukünftig alle Wartehäuschen bepflanzen lassen.
Wenn nicht jetzt, dann eben später! So könnte man die Reaktion des Umweltausschusses auf die eher ernüchternde Stellungnahme der Stadt zu den begrünten Buswartehäuschen zusammenfassen. Die Verwaltung hatte auf Antrag der SPD prüfen sollen, inwieweit das Naturschutz-Projekt auch in der Stadt Neuss umsetzbar ist. Daraufhin äußerten sowohl die Stadtwerke als auch die Firma Ströer Media, die mit rund 170 Wartehäuschen etwa zwei Drittel der Einrichtungen in Neuss besitzt, vor allem statische Bedenken. Der Tenor: Die aktuellen Exemplare sind für das Projekt schlichtweg nicht gemacht.
Der Vertrag mit Ströer, in dem keine Begrünung vorgesehen ist, läuft noch bis zum Jahr 2026. Die neue Ausschreibung kann somit erst 2025 erfolgen. Und genau da möchten die Neusser Sozialdemokraten ansetzen. Denn im Zuge der neuen Ausschreibung soll festgehalten werden, dass eine Begrünung der Häuschen vorgenommen werden kann – auf Wunsch von Heide Broll (FDP) inklusive Schutz vor Vogelschlag. Darüber hinaus soll das Wartehäuschen, das als nächstes gebaut wird, mit einer Grünfläche auf dem Dach versehen werden und sozusagen als Test-Objekt fungieren.
Erfrischend parteiübergreifende Ideensammlung: Der CDU-Stadtverordnete Stefan Crefeld lieferte gleich den Vorschlag, wo das geplante Test-Häuschen Platz finden könnte – und zwar im Zuge der neuen Schnellbuslinie 53, die ab April dieses Jahres starten und den Neusser Süden mit Düsseldorf verbinden soll. „Auf der B 9 werden neue Haltestellen einzurichten sein, da würde sich das anbieten“, so Crefeld.
Vorbild für das Ansinnen ist die niederländische Stadt Utrecht
Doch ein Testobjekt war den Ausschussmitgliedern nicht genug. So wurde auf Vorschlag von Marc Vanderfuhr (SPD) auch einstimmig beschlossen, dass jedes Wartehäuschen, das neu gebaut wird, so konzipiert werden soll, dass eine Dachbegrünung prinzipiell möglich ist.
Vorbild bei diesem Projekt ist die niederländische Stadt Utrecht. Dort wurden im vergangenen Jahr mehr als 300 Dächer von Bushaltestellen in Mini-Wiesen verwandelt und mit Blumen bepflanzt. Damit soll vor allem Bienen möglichst viel Nahrung geboten werden – deshalb erhielten die speziellen Haltestellen auch den Namen „Bee Stops“. Zudem werde laut Umwelt-Experten die Luft verbessert. Auch die Pflege ist in Utrecht umweltfreundlich durchdacht, so fahren die Angestellten der Stadt mit Elektrofahrzeugen von Haltestelle zu Haltestelle, um die kleinen Wiesen zu bewässern. Geplant ist außerdem, dass alle Busse, die an den „Bee Stops“ halten, ab 2028 nicht mehr mit Benzin fahren. Das ist in Neuss zwar noch Zukunftsmusik, doch der erste Schritt zu umweltfreundlicheren Bushaltestellen ist getan.