Busverkehr Rheinland schult Mitarbeiter in Sachen Höflichkeit
Einige Politiker schauten sich gestern bei einem Ortstermin die umstrittene Buslinie 891 an.
Grevenbroich. Eigentlich darf auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus gar nichts fahren, was vier Räder und einen Motor hat. Gestern Abend machte dort trotzdem ein Stadtbus der Linie 891 Halt. Für die Mitglieder des Planungsausschusses gab es nämlich Informationen zum Anfassen. Nach Beschwerden über Platzmangel und Verfehlungen von Busfahrern im Umgang mit Fahrgästen hatte die Busverkehr Rheinland (BVR) die Kommunalpolitiker zum Anschauungstermin „vor Ort“ eingeladen, bevor die Geschäftsführung anschließend im Ausschuss zu allem Schiefgelaufenen Rede und Antwort stand.
Ein Rollstuhl und ein Rollator waren ebenfalls im Bus an Bord, um zu verdeutlichen: Wenn zwei dieser Fortbewegungsmittel auf der sogenannten Mehrzweckfläche abgestellt sind, ist schon sehr wenig Platz. Im März hatte eine junge Mutter berichtet, sie sei wiederholt mit ihrem Sohn im Kinderwagen an der Haltestelle stehengelassen worden. Auch ein Herr im Rollstuhl durfte nicht mit. Dann, Ende März, der Fall von Anne Steffen, die, obwohl sie einen Fahrschein gelöst hatte, auf halber Strecke in die Innenstadt mit ihrem drei Monate alten Baby aus der „891“ flog. Die Geschichte erzeugte Aufmerksamkeit. Erstmals kam die Frage auf: Sind die Busse in Grevenbroich womöglich zu voll?
„Unsere Fahrer nehmen bis zu drei Teile mit — das ist das maximal Mögliche“, sagt BVR-Betriebsleiter Holger Sehrt. „Beim vierten Rollator oder Kinderwagen müssen sie den Fahrgast darauf hinweisen, dass er nicht mitfahren kann, weil sonst die Sicherheit im Bus gefährdet ist.“ Wie die Fahrer diese unerfreuliche Nachricht vermitteln, haben sie vor kurzem bei einer zusätzlichen Mitarbeiterschulung im Bereich „Höflichkeit und Service“ gelernt.
„Wir haben uns an einem Samstag mit allen in Grevenbroich eingesetzten Fahrern zusammengesetzt und unter anderem geübt, wie man Kunden anspricht, wenn man sie zum Beispiel stehenlassen muss, oder wie Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle platzsparend im Bus sortiert und untergebracht werden können“, sagt Sehrt. „Die Resonanz war gut, deshalb soll es die Schulung jetzt auch in anderen Städten im BVR-Gebiet geben.“