Trächtiges Reh muss nach Sturz in Graben getötet werden
Jagdpächter Joachim Knabben beschwert sich über den Zaun am Neurather Graben nahe der Frimmersdorfer Höhe. Er sei eine tödliche Falle.
Grevenbroich. Polizisten der Grevenbroicher Wache gelang es zwar noch, das Reh aus dem Wassergraben zu ziehen. Doch für die trächtige Ricke kam jede Hilfe zu spät. „Sie hatte Verletzungen an allen vier Läufen und war derart geschwächt, dass sie erlöst werden musste“, sagt Joachim Knabben. Weil schon wieder ein Wildtier unterhalb der Frimmersdorfer Höhe sterben musste, hat sich der Jagdpächter gestern mit Beschwerdebriefen an die Stadt und den Erftverband gewandt. Seine Forderung: Der Zaun, der den Graben von dem parallel verlaufenen Spazierweg trennt, muss weg. „Er ist eine tödliche Tierfalle.“
Vor etwa vier Jahren hatte die Stadt den 1,7 Kilometer langen Zaun entlang des Grabens errichten lassen. „Aus Gründen der Verkehrssicherung“, sagt Ralf Müller, Leiter des Bürgermeisterbüros: „Er soll verhindern, dass Menschen in die rund 60 Zentimeter tiefe Betonröhre mit schnell fließendem Kühlwasser aus dem Kraftwerk stürzen.“ Seitdem der Zaun steht, beklagen Jäger jedoch vermehrt die tödlichen Folgen für den Wildwechsel. So wie am Sonntagmorgen, als ein Reh aus dem Fangrechen am Ende des Kanals gezogen werden musste. „Die Tiere springen über den Graben hinweg, manche prallen gegen den Zaun, werden zurückgeschleudert und fallen ins Wasser, aus dem sie sich nicht mehr retten können“, schildert Joachim Knabben, der Jagdpächter für das Revier Frimmersdorf-Neurath ist.
Problematisch sei aus seiner Sicht auch die Vegetation: „Sie steht derzeit so hoch, dass die Tiere den Graben erst gar nicht sehen können — er ist regelrecht zugewachsen.“ Knabbens Forderung: „Der Erftverband muss die Böschungen dringend freischneiden.“
Am liebsten wäre es dem Jäger jedoch, wenn „dieser absurde Zaun“ ganz wegkäme. Und darin ist er sich einig mit dem Kommunalpolitiker Willibert Müller von den Aktiven Bürgern (AGB), der den 74 000 Euro teuren Schutz als „rausgeworfenes Geld“ bezeichnet: „Mehr als 40 Jahre ist entlang des Grabens nichts passiert — und seitdem das Ding dort steht, sind mindestens acht Rehe in dem Gewässer jämmerlich verendet.“
Die Aktiven Bürger wollen das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung bringen — gemeinsam mit einer möglichen Lösung. „Der Betonrand des Grabens sollte zur Frimmersdorfer Höhe hin aufgebrochen werden, damit sich das Wasser seinen eigenen Weg suchen kann“, schlägt Willibert Müller vor. Damit werde die Strömungsgeschwindigkeit und der Wasserspiegel gesenkt — Gefahren für Mensch und Tier wären gebannt. Das hatten die Aktiven Bürger schon vor zwei Jahren einmal gefordert — ohne Erfolg. „Wir werden nicht locker lassen und für eine solch vernünftige und finanziell tragbare Lösung kämpfen“, so Müller.