Zukunft der Rennbahn ist unklar
Dem Reiter- und Rennverein liegen Zusagen für vier Renntage in diesem Jahr vor. Für 2017 scheint alles offen.
Neuss. Totengräber des Galopprennsports in Neuss will niemand sein. Trotzdem weicht die Nachricht, dass dem Reiter- und Rennverein nur noch Zusagen für vier Renntage in diesem Jahr vorliegen und für 2017 alles offen scheint, die selbst-auferlegten „Denkverbote“ in Politik und Verwaltung zur Zukunft dieser Anlage allmählich auf. Ein Anstoß dazu kommt von der Politik, die sich gerade mehrheitlich auf einen Rahmenplan für die Entwicklung des Gewerbegebietes Hammfeld II festgelegt hat.
„Eigentlich müsste man dazu die Achse bis in die Innenstadt in den Blick nehmen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen, der auch die schon einmal von seiner Partei vorgebrachte Idee einer Verlagerung des Kirmesplatzes Richtung Rennbahn „mal offen diskutieren möchte“. Eine Idee, die auch Karl-Heinz Baum (CDU) kennt. Doch der Vorsitzende des Planungsausschusses warnt davor, den Radius zu weit zu ziehen. „Ich habe vorgeschlagen, die City-Anbindung zunächst auszuklammern.“
Vorgetragen hat er die Idee in einem „Vor-Beirat“, in dem sich Vertreter der Stadt auf eine Marschrichtung verständigen wollten, bevor in einem großen Beirat mit Vertretern des Möbelhaus-Investors Kurt Krieger über die weitere Entwicklung im Hammfeld gesprochen wird. Dieser Rahmenplan steht — und macht die Grünen unglücklich.
Fest steht, dass Krieger neben seinem Höffner-Möbelhaus auf 24 000 Quadratmetern Fläche noch ein Discount-Möbelhaus der Marke Sconto bauen will und darf. Eine ähnlich große Fläche soll nun für großflächigen Einzelhandel vorgesehen werden. Heißer Favorit im Moment: Ein Fahrradhändler, der von sich selbst behauptet, Deutschlands größtes Zweirad-Center zu sein, und der von Krieger vorgeschlagen wurde. Ein Grüngürtel soll diese Flächen von dem dann noch zu entwickelnden Rest trennen, der im Kern das ehemalige VfR-Stadion umfasst. Der Landesrechnungshof, der ein neues Rechenzentrum bauen will, sei für diese Fläche noch in der Diskussion, sagt Baum. Dieser ehemalige Sportplatz liegt nur einen Steinwurf entfernt von Galopprennbahn und TÜV-Gelände (Kirmesplatz).
Mit diesem Plan spricht Baum, der Vorsitzende des Beirates, derzeit mit der Krieger-Gruppe über einen Termin. Den könnte man sich nach Michael Klinkichts (Grüne) Vorstellung fast schenken. „Wenn man den Fahrradhändler schon an der Hand hat — wozu dann noch ein Beirat?“ , fragt Klinkicht, der mit seinen Grünen gerne innovatives Gewerbe im Hammfeld gesehen und weiteren Handel ausgeschlossen hätte.
Dass sich die Politik noch nicht mit der Rennbahn befasst, hat auch mit der Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet zu tun. „Planerisch geht da wenig“, sagt Klinkicht, aber Jansen ergänzt: „Man sollte sich nicht erst im Dezember Gedanken darüber machen, ob und wie es mit der Rennbahn nächstes Jahr weitergeht.“ Auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann bestätigt: „Wir haben das Thema Rennbahn auf dem Schirm.“ Aber noch will sie nicht an dem Thema rühren. „Wenn der Reiter- und Rennverein seine Aufgabe weiter wahrnimmt, sind wir froh“.
Diese Aufgabe ist nicht zuletzt in einem Vertrag geregelt, den der Rennverein mit Neuss-Marketing geschlossen hat. „So lange der Verein keine Modifikationen in dem Vertrag haben will, ändern wir nichts“, sagt Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss-Marketing. „Wir sind vertragstreu.“ Das heißt auch, dass bei der Vermarktung des Rennbahnparks Rücksicht auf die Renntermine genommen wird. Das Recht, diese festzulegen, liegt beim Rennverein. Für 2017 allerdings hat er noch keine benannt.