Kaarster Unternehmer liefert Fotoböden in die Welt
Timo Michalik, Geschäftsführer der „Visuals United AG“, zeigt seine Erfindung ab morgen auf der drupa in Düsseldorf.
Holzbüttgen. Ob Werbefläche, Eyecatcher, Unikat-Belag oder kreativer Wegweiser: Die Vinylböden der Kaarster Firma „visuals united AG“ — schlicht Fotoboden genannt — finden sich bei Messen und Events für Unternehmen wie Bitburger, VW oder Fußballvereine. Auch als Verkaufsfläche in Warenhäusern für Playmobil, Schokoladenhersteller, Lego oder Bosch werden sie geordert. Und seit einiger Zeit kommen immer mehr Anfragen von Museen, TV-Studios und Theaterbühnen. So wurde vor gut einem halben Jahr der filigrane Mosaikboden des Thronsaals im Schloss Neuschwanstein durch einen Fotoboden ersetzt. Seitdem müssen die rund 1,5 Millionen Besucher pro Jahr nicht mehr über rote Läufer gehen, sondern das Original Design des Bodens liegt ihnen zu Füßen mit rund 100 Milliarden Pixeln. Und der historisch wertvolle Boden wird vor Abnutzung und Verschmutzung geschützt.
Fotoboden ist ein Produkt der Firma „visuals united AG“. Vorstand Timo Michalik hatte die Idee zu den fotorealistischen Druckböden. Er allein hat das EU-weite Patent darauf. Der US-amerikanische Patentantrag laufe derzeit, erklärt er. „Böden sind ungenutzte Werbefläche“, sagt der 42-Jährige. Bereits während seines Betriebswirtschaftsstudiums in Düsseldorf hatte er sich mit Software-Lösungen als IBM-Partner selbständig gemacht. Als er für eine Messe einen eigenen Boden wollte, merkte er, welche Grenzen ihm gesetzt waren: „Es gibt eigentlich nur zwei Lösungen“, sagt er. Entweder bedruckte Teppiche, die jedoch ein schlechtes Druckbild hätten und schnell verdreckt seien. „Oder man nutzt Aufkleber. Diese jedoch über mehrere Meter blasenfrei zu verkleben, ist kaum möglich“, stellt er fest.
Mit weißen PVC-Böden aus dem Baumarkt versuchte er zunächst selbst, Böden zu bedrucken. „Hat aber nicht geklappt“, gibt er zu. Entmutigt war er nicht — im Gegenteil: Mit Hilfe eines Bodenherstellers, Physikern und Chemikern entsprach der bedruckte Boden nach anderthalbjähriger Entwicklung seinen Qualitätsansprüchen. Dazu zählen: „Farbhaltbarkeit, Kratz- und Wischfestigkeit“, so Michalik. Zudem ist das Material brandschutzzertifiziert, rutschhemmend, lichtecht, baurechtlich zugelassen und antistatisch. „Und das Material ist zu 100 Prozent wiederverwendbar.“
Im ersten Halbjahr 2012 ging Fotoboden in die Produktion — seinerzeit noch in Düsseldorf. Als die Flächen zu klein wurden, fand die Firma mit ihren 13 Mitarbeitern einen neuen Standort „An der Gümpgesbrücke“. Dort sind alle drei Tochterfirmen der Muttergesellschaft Bücker auf einem 1700 Quadratmeter großen Grundstück unter einem Dach vereint. Hier läuft die gesamte Produktion ab: Artdirector Mischa-Ron Ferenschild-Bätzel, der als das kreative Herz des Unternehmens gilt, kreiert die individuellen Grafiken, aus denen in der angeschlossenen Druckerei Unikat-Fußböden werden. „Ein Drittel der Designs erstellen wir, zwei Drittel liefern die Kunden“, erklärt Michalik. Derzeit laufen die Vorbereitungen, um Fotoböden auch für Endkunden anbieten zu können. Michalik: „In etwa drei Monaten können Kunden ihren individuellen Bodenbelag online bestellen.“