CDU-Kandidaten packen sich in Watte
Die Junge Union lud Sebastian Ley und Jörg Geerlings zum Gespräch ein. Ein Showdown vor dem Parteitag war es nicht.
Neuss. Die Alternative für Deutschland (AfD) ist kein kurzfristiges Phänomen in der Politik, wie kleinere Parteien vor ihr. Davon geht Jörg Geerlings aus, der die AfD durch viele Strömungen gespeist sieht. Aussitzen oder Ignorieren dieser Fraktion ist für den CDU-Vorsitzenden daher keine Option. „Wir können die AfD nur inhaltlich stellen“, sagt Geerlings, für den das in der Konsequenz heißt, die Konfrontation zu suchen — nicht zuletzt im anstehenden Landtagswahlkampf. Den möchte der 43-jährige Jurist mit dem eigenen Konterfei auf den CDU-Wahlplakaten führen und am Ende das im Jahr 2012 verlorengegangene Landtagsmandat zurückgewinnen. Doch Sebastian Ley (30, Volkswirt) drängt ebenfalls nach vorne und will nach mehreren Wahlniederlagen seiner Partei das „neue Gesicht“ der CDU sein: „Die CDU ist weder alt noch altbacken.“
Wer von beiden als Landtagskandidat gegen Arno Jansen, den schon feststehenden Kandidaten der SPD, ins Rennen geht, entscheiden die CDU-Mitglieder am Donnerstag. Nicht einmal eine Woche vor diesem Termin wollte die Junge Union am Freitag wissen, was beide inhaltlich zu bieten haben — und lud zur Podiumsdiskussion und damit dem einzigen Aufeinandertreffen der beiden Bewerber vor dem Parteitag ein. Etwas mehr als 30 Interessierte wollten das erleben — und immerhin gut die Hälfte ging als „jung“ durch.
Jean Heidbüchel (23) und Marisa Gensler (20) vom Vorstand der Jungen Union hatten die Diskussion vorbereitet. Sie schnitten wirklich nur Fragen der Landespolitik an und umkreisten dabei fast ausschließlich die Themen, die auch die beiden Bewerber zum Markenkern der CDU-Fraktion zählen: Bildung, Innere Sicherheit, Wirtschaft und Infrastruktur. Das Wort „Soziales“ fiel an diesem Abend erst nach 75 (von insgesamt 90) Minuten das erste Mal — und da waren die JU-Interviewer mit ihren Fragen schon durch und das Publikum am Drücker.
Die Antworten zeigten, dass sich die Positionen der Bewerber nur marginal unterscheiden. Das stellte der Zuhörer leicht gereizt (aber zutreffend) fest, der schon zuvor mit dem Zwischenruf „Verlasst die politischen Allgemeinplätze, werdet konkret“ etwas Schärfe in die Diskussion bringen wollte. Doch scharf gingen Jörg Geerlings und Sebastian Ley nur mit der rot-grünen Landesregierung ins Gericht. Einander schonten sie.
Wer gut zuhörte, konnte festestellen, dass in Einzelfragen durchaus unterschiedliche Positionen bezogen wurden. Zum Beispiel beim Thema Bildung. Während Sebastian Ley sich fragte, „ob es gut ist, wenn nur Eltern Schulpolitik gestalten“ (weil dann am Ende die Gesamt- als Einheitsschule stünde), verwahrte sich Jörg Geerlings dagegen, „den Elternwillen außer Acht zu lassen“. Und während Ley eine Lanze für die Sekundarschule brach, war für Geerlings der Erhalt einer Bildungsvielfalt entscheidender — wie auch immer die ausgestaltet ist.
In Nuancen unterschieden sich ihre Positionen beim Thema Videoüberwachung, gar nicht beim Ruf nach der A 57-Anschlussstelle Delrath, aber deutlich bei der Flughafenerweiterung. Während Geerlings fragte, ob das Flugverkehrsaufkommen nicht besser verteilt werden kann, ist für Ley der Ausbau unumgänglich. Aber das war‘s auch. Denn beim Umgang mit der AfD waren sich beide schon wieder einig. Der will auch Ley die Zähne zeigen: „Kneifen kommt nicht gut an.“