Cohousing: Anwohner äußern Bedenken
Die Kaarster fürchten, dass Sozialwohnungen entstehen sollen. Bei einer Info-Veranstaltung wurden diese Bedenken aus dem Weg geräumt.
Kaarst. Der Verein Cohousing Kaarst möchte eine alternative Wohnform umsetzen für Jung und Alt, wie es sie bislang in Kaarst noch nicht gibt. Das Wunsch-Grundstück des Vereins für dieses Projekt liegt an der Straße Am Dreeskamp — aber zwei Anwohner hatten schriftlich Bedenken geäußert und deutlich gemacht, dass sie auch einen Rechtsstreit zur Wahrung ihrer Interessen nicht scheuen würden.
Anlass genug für den Verein, kurzfristig eine Informationsveranstaltung für die Anwohner und Interessenten zu organisieren. Viele kamen. Und die Vereinsmitglieder konnten längst nicht jede Frage beantworten, weil die Planungen noch nicht so weit fortgeschritten seien.
Die Anwohner sind offenbar verunsichert, was da möglicherweise auf sie zukommen kann, wenn das Grundstück Am Dreeskamp nicht für eine vierte Pflegeeinrichtung genutzt, sondern an den Verein Cohousing Kaarst veräußert wird. „Wir möchten rund 14 Millionen Euro investieren, und vielleicht könnte unser Projekt die Keimzelle für eine Quartiersentwicklung werden“, erklärte Klaus Ulrich Schmid (63), der Vorsitzende des Vereins.
Besucherin
Wie überall im Stadtgebiet sind die Bedenken gegen neue Bauvorhaben immer dann besonders groß, wenn es um sozialen Wohnungsbau gibt. Dies war auch auf der Versammlung ein Thema, aber Schmid konnte etwaige Bedenken ausräumen: „Öffentlich geförderten Wohnraum haben wir nicht auf dem Zettel.“ Das Gebäude solle zudem nicht höher als elf Meter werden, eine maximal 1000 Quadratmeter große Tiefgarage werde für die Unterbringung der Fahrzeuge gebaut.
Schmid geht davon aus, dass Menschen, die sich für diese Wohnform begeistern können, auch für andere Innovationen wie Car Sharing offen sind. Der Vorsitzende musste einräumen, dass auf der Liste der Interessenten derzeit erst eine Familie, dafür umso mehr Menschen im letzten Lebensdrittel stehen, darunter mehr Frauen als Männer.
Er geht aber davon aus, dass mehr Familien hinzukommen werden, wenn das Projekt konkretere Formen annimmt. Ziel sei eine ausgewogene Mischung von jungen und alten Bewohnern sowie von Männern und Frauen. Insgesamt seien 40 Wohneinheiten und Gemeinschaftsräume für maximal 90 Personen vorgesehen. Die Älteren sollen Jüngeren helfen und umgekehrt. So könnten sich rüstige Senioren um die Kinder der Alleinerziehenden kümmern. „Ich würde nicht irgendwem meine Kinder überlassen“, erklärte eine Besucherin dagegen. Auch kritische Fragen gab es: Was ist, wenn die gute Idee in der Praxis scheitert — was passiert mit dem Gebäudekomplex?
Schmid räumte ein, dass es für die Erben schwieriger sein wird, eine Wohnung in diesem Projekt zu veräußern als eine normale Eigentumswohnung. Die künftigen Bewohner müssten tolerant sein.