Das Alt wird historisch aufgearbeitet
Clemens-Sels-Museum, Stadtarchiv und Schützenmuseum widmen sich der Geschichte des Altbiers.
Neuss. 2013 steht am Niederrhein im Zeichen des Altbiers. Fast 50 deutsche und niederländische Museen und Kultureinrichtungen bieten ab dem 9. Juni unter dem Titel „Niederrheinische ALTernativen“ Ausstellungen und andere Veranstaltungen rund um das Thema Altbier an.
„Und Neuss ist quasi das Zentrum des Projekts“, sagt Kurator Carl Pause, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Clemens-Sels-Museum, wo am 9. Juni die Auftaktveranstaltung stattfindet. Mit dem Schützenmuseum und dem Stadtarchiv sind sogar gleich drei Häuser, die an der Oberstraße liegen, beteiligt. Alle drei Einrichtungen werden unterschiedliche Schwerpunkte dabei setzen, das Thema kulturhistorisch aufzuarbeiten.
Das Stadtarchiv widmet sich vorwiegend der Geschichte der Gaststätten in Neuss. „Das reicht von dem gesellschaftlichen Stellenwert über die Gaststätte als Tagungsort des Rates bis hin zum Kneipensterben“, erklärt die stellvertretende Leiterin Claudia Chehab. Wie ihre Mitstreiter hofft sie auf die Unterstützung der Neusser: „Wir suchen vor allem alte Innenaufnahmen, die das pralle Leben zeigen.“ Älter als 1970 sollten die Fotos aber schon sein.
Britta Spies wird für das Schützenmuseum herausstellen, dass Trinken als nahezu unverzichtbarer Bestandteil gemeinsamer Veranstaltungen zu sehen ist und daher bindungsstiftenden Charakter hat. „Schützen haben sich als Trinkgemeinschaft geradezu inszeniert und ihre Rituale offen gepflegt“, sagt die Museumsleiterin.
Auch das Essen zählt dazu — etwa der Kirmesschinken, der beim Metzger frisch gekauft und selbst gepökelt wurde, so dass man während des Schützenfestes Gästen immer etwas anbieten konnte. „Wir wollen es schaffen, dass die Besucher in alte Zeiten eintauchen und kollektiv ihre Erinnerungen wachrufen“, betont Spies.
Als das Altbier noch jung war: Carl Pause wird für das Sels-Museum die Entstehungsgeschichte des Altbiers und des Brauhandwerks in Neuss hinterfragen. Obergäriges Bier — neben Alt zählt auch Kölsch und Weißbier dazu — wurde in Bayern ursprünglich aus Not gebraut, da es an ausreichenden Kühlmöglichkeiten fehlte, erläutert Pause. So schwimmt die Hefe nach der Fermentation auf der Oberfläche — im Gegensatz zum Pils, indem sie zu Boden sinkt.
Neben den Ausstellungen in Neuss ab Juni wird es im Verlauf des Jahres im Kreis weitere Veranstaltungen zum Thema Alt geben: Im Kreismuseum Zons geht es um das Design der Flasche, im Feld-Haus um Plakatkunst, der Tuppenhof widmet sich ländlichen Feiern und das Hitch zeigt den Film „Beerland“.
“ Alle teilnehmenden Museen und Einrichtungen sind Teil des kulturhistorischen Museumsnetzwerkes Niederrhein. www.niederrhein-museen.de