Abi-Doppeljahrgang macht Party
Mit einer Mottowoche verabschieden sich die Abiturienten vom Unterricht. Höhepunkt ist die große Abiparade mit Party in der Eventhalle.
Neuss. Am Montag ziehen sie als i-Dötzchen mit Scout-Tornister und Zöpfen durch die Schule, am Dienstag lassen sie in schrillen Hippie-Klamotten die wilden 70er wieder aufleben. Doch nicht nur die Abiturienten am Quirinus-Gymnasium feiern in dieser Woche ihren bevorstehenden Schulabschluss, auch an den anderen Gymnasien und Gesamtschulen im Kreis finden Thementage statt, bei denen die angehenden Absolventen jeden Tag einem anderen Motto entsprechend verkleidet in die Schule kommen.
Während sich die Abistreiche früher an einem Tag abspielten, organisieren die Schüler heute Party, Streiche und Ball wie die Profis. Die Mottowoche ist längst „gesetzter Feiertermin“. In der letzten Schulwoche darf der Spaß nicht zu kurz kommen, zumal der ganz große Lernstress ja noch bevorsteht: „Spätestens am Montag fange ich an, für die Prüfungen zu lernen“, sagt Stephanie Klapper. In Strumpfhose und Pelz bekleidet steht die angehende Abiturientin im Gymnasium Marienberg, passend zum Motto „Richie Rich“.
„Viele haben für das Kostüm bei Oma im Schrank gekramt“, erzählt die 19-jährige Justine Ritters. Dort werden die Mädchen aber wohl nicht fündig, wenn es um die Verkleidung für den nächsten Tag geht: „Männerklischees“ wollen die Schülerinnen des Mädchengymnasiums erfüllen und haben sowohl breite HipHop-Hosen als auch Neusser Schützentracht zurechtgelegt. Kunstlehrer Olaf Gruschka nimmt die Feierwoche gelassen: „Das ist ein Spaß in den Pausen, aber der Unterricht findet weiter ungestört statt.“
Höhepunkt ist die große Abiparade am Freitag. Rund 2000 Schüler ziehen dann vom Rheinwallgraben aus gegen 16 Uhr über die Hafenstraße und durch den Hauptstraßenzug zum Markt. Von dort geht es weiter zur Eventhalle im Hafen, wo die große Party für alle Abiturienten stattfinden wird. Die Kapazitäten sind in der Halle auf rund 1800 Gäste beschränkt, auf dem Außengelände ist Platz für etwa 2200. Es gibt Einlasskontrollen, aber keine Abendkasse.
Schulen, Polizei und Ordnungsamt hoffen, dass es keine größeren Zwischenfälle, sondern nur fröhlich feiernde Jugendliche gibt. Der Alkohol spielt an diesem Tag freilich eine Rolle, harte Getränke sollen in der Eventhalle aber erst nach 0.30 Uhr verkauft werden dürfen. Die Ordnungshüter erwarten, dass es in dieser Nacht keine alkoholbedingten Auseinandersetzungen, Randale oder Vandalismus geben wird. „Wir appellieren an die Vernunft der Abiturienten“, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold.
Auch Uwe Neumann, Leiter des Ordnungs- und Bürgeramtes, ist zuversichtlich. Denn Lehrer, Schulsprecher und Ordnungshüter haben sich bereits vor Monaten gemeinsam an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept für die Abifeierlichkeiten zu erarbeiten. „Das hat alles gut geklappt, wir haben bei den Schülern ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass wir aufeinander zu gehen können“, sagt Neumann.
Die Sorge, der doppelte Abiturjahrgang könne auch zu doppeltem Ärger führen, sei jedoch schon aufgrund der Anzahl der feiernden Jugendlichen begründet. Man habe sich daher rechtzeitig zusammengesetzt und eine Verpflichtungserklärung aufgesetzt. „Darin ist etwa festgesetzt, dass im Umzug kein Glas mitgeführt werden darf, oder dass auf dem Mottowagen allein der DJ sitzt.“
Auch Bettina Goßmann, stellvertretende Schulleiterin am Quirinus-Gymnasium, bewertet das Konzept positiv. „Wir haben schon den Eindruck, dass die Schüler sensibilisierter sind“, sagt sie. Dass die Initiative von den Gymnasiasten selbst ausgegangen sei, findet sie gut. „Die Schüler wollten auch einfach wissen, was sie dürfen und was nicht“, berichtet die Lehrerin. In der Schule darf natürlich nicht geraucht werden. Alkohol ist verboten. Die Musik in den Pausen darf nicht so laut sein, zudem haben die Schüler selbstständig einen Mülldienst organisiert.
Nach der Party am Freitag ist nicht Schluss: Auf den Abibällen in der Stadthalle und in den Schulen wird Ende Juni weitergefeiert.