Das Braunkohlekraftwerk ging in den „Vorruhestand“
Die Anlage in Frimmersdorf befindet sich seit Oktober in der sogenannten Sicherheitsbereitschaft. Nach 2021 soll sie abgerissen werden.
Grevenbroich. In der Nacht zum 1. Oktober kam das Aus für die letzen beiden 300-Megawatt-Blöcke des Braunkohlenkraftwerks Frimmersdorf. „Paula“ und „Quelle“ gingen für vier Jahre in die Sicherheitsbereitschaft, danach werden sie endgültig stillgelegt. Nur im Notfall sollen die Blöcke wieder hochgefahren werden. Ein solcher Notfall träte ein, wenn sich eine länger andauernde Extremsituation — etwa ein harter Winter — in Deutschland abzeichnen wird. „Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion darf die Kapazität der Blöcke in Sicherheitsbereitschaft nur abrufen, wenn das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zuvor den Krisenfall aufgrund einer Versorgungsstörung ausgerufen hat“, sagt Kraftwerkschef Tilman Bechthold.
Bis zu seinem „Vorruhestand“ hatte das Kraftwerk etwa 450 Haushalte in Frimmersdorf, Gustorf und Gindorf mit Fernwärme versorgt. Diese erhalten nun ihre Wärme aus Neurath. Dafür wurde eigens eine neue Leitung gebaut.
Das Kraftwerk Frimmersdorf war zu früheren Zeiten eines der größten Deutschlands. Es hatte europaweit aber auch den Makel, einer der größten CO2-Emittenten zu sein.
In der Woche vor dem Eintritt in den „Vorruhestand“ musste das restliche Kohlelager komplett abgefeuert werden, danach wurden Blöcke nacheinander heruntergefahren. Dabei mussten die beiden Grabenbunker, die Kesselbunker sowie die Kalkvorräte für die Rauchgasentschwefelung mit dem Abfahren punktgenau leer gefahren werden. Sonst hätte die Belegschaft zum Abschluss noch tonnenweise Kohle schaufeln und entsorgen müssen.
Nach dem Ablauf der Sicherheitsbereitschaft im Jahr 2021 soll das Kraftwerk abgerissen werden. Wie Tilman Bechthold im Dezember gegenüber dem Stadtrat erläuterte, gibt es aber noch keinen festen Termin. Gleiches gilt für die Nachnutzung des Geländes, die wohl nicht vor Mitte der 2020er-Jahre in Angriff genommen werden soll.
Wie das Areal genutzt werden soll, steht ebenfalls noch nicht fest. Es gebe zwar Vorstellungen für eine neue Nutzung, doch diese seien noch nicht so weit gediehen, dass schon jetzt eine konkrete Aussage getroffen werden könne, sagte Bechthold. RWE sei daran interessiert, das Areal weiter als Gewerbe- und Industriegebiet zu erhalten.