Das Unglück in Japan bewegt
Neusser sorgen sich um die eigene Sicherheit und halten das Abschalten der Meiler für Wahlkampf.
Neuss. Die Naturkatastrophe in Japan und die schwerwiegenden Folgen sind auch auf dem Neusser Markt Thema. Die Menschen sorgen sich um ihre Sicherheit und stellen die Notwendigkeit der deutschen Kraftwerke infrage.
„Ich bin jetzt 70 Jahre alt und erlebe das in meinem Leben zum dritten Mal. Die Kraftwerke sollten so schnell wie möglich vom Netz genommen werden. Durch die Atomkraft hat Japan nun eine Katastrophe in der Katastrophe“, erklärt Gerd Faruss.
Auch Tim Hebborn befürwortet den Atomausstieg, allerdings hält er das Abschalten der Meiler so kurz nach dem Unglück für Wahlkampf: „Ich bin mir sicher: Nach den Wahlen heißt es, die Kraftwerke sind sicher, und alles wird wieder in den gewohnten Bahnen laufen.“ Angst vor radioaktiven Strahlen habe er nicht. „Ich denke, bei dieser Entfernung wäre eine Panik total unbegründet“, erklärt Hebborn.
Heidemarie Schmitz ist da anderer Meinung: „Ich empfinde das als sehr bedrohlich. Jeder wird doch Angst vor dem haben, was da in der Luft auf uns zukommt.“ Trotzdem halte sie nichts von dem Ausstieg aus der Atomenergie. „Irgendwo muss der Strom doch herkommen“, sagt sie.
Auch Inge Schwarz hat Angst, dass die Wolke bis nach Deutschland ziehen könnte. „Was die da in den Medien sagen, soll doch nur Panik vermeiden“, meint sie. Daher sei sie für den sofortigen Ausstieg, auch wenn der Strom teurer werden sollte.
Rudolf Werner war bislang überzeugt, dass die Atomkraftwerke eine sichere und effiziente Möglichkeit der Energiegewinnung darstellen. „Nach dem Ereignis in Japan weiß ich jedoch, dass das statistische Restrisiko auch zur realen Gefährdung werden kann.“
Heinz Terwort hingegen sah die Atomenergie schon immer als Gefahr an: „Solange wir nicht wissen wohin mit dem Atommüll und ihn unseren Nachfahren hinterlassen, ist diese Stromgewinnung nicht zu verantworten.
Den Japanern würde ich zugute halten, dass sie wirklich geglaubt haben, die Meiler wären sicher.“ Auch er macht sich Sorgen über mögliche Strahlung. „Ich fühle mich von den Geschehnissen in Japan direkt betroffen“, sagt er.
Keiner der Befragten denkt, dass es in Deutschland bald einen Ausstieg aus der Atomenergie geben wird. Alle sind skeptisch. „Das ist Wahlpropaganda, sonst hätten die niemals die ersten Meiler vom Netz genommen“, sagt Wolfgang Laue. Er halte auch nicht viel von der Strahlenpanik: „Wir wollen erstmal abwarten.“
Der gleichen Meinung ist auch Thomas Grosse: „Die Strahlen aus Japan erreichen uns nicht. Aber in Deutschland kann das auch passieren. Die Japaner haben ihre Meiler sicherer gebaut als wir.“
Harald Hau hält die Vergleiche zwischen den japanischen Atomkraftwerken und den deutschen für unzureichend: „Ein japanischer Siedewasserreaktor hat einen Wasserkreislauf, ein deutscher hat drei. Die Technik hier ist viel besser. Die Meiler sollen hier am Netz bleiben, ich möchte nicht überall die Windräder stehen haben“, erklärt er.
Als langjährige Atomgegnerin sieht sich Ina Voigt. „Wir sägen doch den Ast ab, auf dem wir sitzen, wenn wir so weitermachen“, sagt sie. „Um uns alle zu verseuchen reicht es schon, wenn ein Propellerflugzeug auf ein Schrottwerk wie Krümmel stürzt“, meint Voigt. So könne es nicht weitergehen.