Die Glocken von St. Quirin läuten nicht mehr
Zwei Gewichte der größten Glocke sind abgestürzt. Gesamte Anlage ist stillgelegt.
Neuss. Die Glocken des Quirinusmünsters sind seit Freitag verstummt. Nach Mitteilung von Oberpfarrer Msgr. Guido Assmann hatte Küster Josef Grenzer bei einer Begehung des Kirchturms festgestellt, dass von der größten Glocke, der fast sechs Tonnen schweren Quirinusglocke, zwei Gewichte der Gegenpendelanlage abgerissen und abgestützt sind.
Er habe daraufhin angeordnet, die gesamte Glockenanlage aus Sicherheitsgründen stillzulegen, bis die Glockenfirma den Schaden repariert oder ihre Unbedenklichkeitsbescheinigung erteilt habe, so Assmann. Auch der Glockensachverständige des Erzbistums Köln ist eingeschaltet.
„Wir können froh sein, dass während des Unfalls niemand im Glockenturm war. Die Gewichte wiegen einige Zentner. Hätte dort jemand gestanden, hätte es schwere Verletzungen geben können“, so die erste Reaktion des Oberpfarrers.
Das Geläut der Basilika St. Quirin gehört mit seinen sieben Glocken zu den größten im Erzbistum Köln und zählt zu den schönsten und gewaltigsten Geläuten im Rheinland. Die beiden größten Glocken stammen von 1922, sie sind Reste eines ursprünglich sechsstimmigen Geläutes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es auf sieben Glocken erweitert.
Die Glocken im Stahlglockenstuhl sind an Stahljochen aufgehängt. Sie haben ein Gewicht von 15,5 Tonnen. Allein die Quirinusglocke wiegt 5750 Kilogramm. Da der Turm über 800 Jahre alt ist und das Läuten aller Glocken eine große Schwingung auslöst, muss das Gewicht durch die Gegenpendelanlage aufgefangen werden. Die Glockenanlage wird regelmäßig von einer Fachfirma gewartet, so zuletzt Mitte April.
Zu drei Festen im Jahr wird mit zwei Glocken des Quirinusmünsters gebaiert. Dieser Brauch ist 500 Jahre alt. Erst vor wenigen Wochen, vor dem Weißen Sonntag, waren die Ehrenamtler wieder im Turm, um von Hand die zwei größten Glocken zu schlagen.
„Neuss ist die treueste Tochter der Kölner Kirche“, heißt es auf einem mittelalterlichen Stadtsiegel. „Dass wir aber den Absturz des Klöppels des Dicken Pitters im Kölner Dom nachmachen müssen, war bestimmt nicht damit gemeint“, stellt Oberpfarrer Guido Assmann fest. Er hofft, dass zu Pfingsten zumindest die sechs nicht betroffenen Glocken wieder läuten können. Am Sonntag jedenfalls wird alles still blieben. Red