Die Kröten wandern jetzt in Kisten

Tierfreunde helfen rund 5000 Amphibien über die Kreisstraße 10.

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Grevenbroich. Entlang der Kreisstraße 10 ist alles bestens gesichert. Lange Schutzzäune verhindern, dass die nun zu ihren Laichgewässern strebenden Amphibien von Autos überrollt werden. Auch der Tribünenweg wird aus diesem Grund in den Abendstunden für Fahrzeuge aller Art gesperrt. Denn die etwa 5000 Erdkröten, Teichmolche, Gras- und Grünfrösche, die in den Waldgebieten nahe der K 10 leben, sollen möglichst unbeschadet zu den ehemaligen Klärteichen der Zuckerfabrik gelangen. Dort sorgen sie für reichlich Nachwuchs. „Die Schutzmaßnahmen funktionieren sehr gut“, sagt Tanja Plümäkers vom Tiefbauamt des Rhein-Kreises, das für die Amphibien-Hilfe an dieser Straße zuständig ist.

Und die funktioniert so: Die Tiere watscheln entlang der Zäune, bis sie in etwa ein Quadratmeter große Kisten purzeln, in denen sie später von freiwilligen Helfern befreit und über die Straße getragen werden. Die Kisten haben die bislang verwendeten Eimer abgelöst — und sie sind deutlich tierfreundlicher, wie Tanja Plümäkers berichtet. „In den Eimern lagen die Kröten oft übereinander, was natürlich für die zuunterst liegenden Artgenossen nicht gerade angenehm war“, schildert die Kreisangestellte. In den Kisten haben es die Tiere nun deutlich besser. Sie sind einerseits geräumiger als ein Eimer, andererseits haben sie keinen Boden und sind mit Sand gefüllt, so dass sich die Amphibien einbuddeln können, falls die Temperaturen sinken sollten. Ein weiterer Vorteil: Die Bundesfreiwilligendienstleistenden des Grevenbroicher Umweltzentrums Schneckenhaus müssen die Kisten nicht mehr zweimal täglich leeren. Ein Kontrollgang pro Tag reicht aus.

Während an der Kreisstraße 10 der Krötenschutz steht, wird er anderswo vermisst. Etwa an der K 39, die zwischen Frimmersdorf und Neurath verläuft. In Richtung des Kieswerks werden zurzeit zahlreiche Tiere überfahren, wird im Sozialen Netzwerk Facebook beklagt. Dass es dort größere Amphibien-Populationen gibt, sei dem Kreis allerdings nicht bekannt, gibt Tanja Plümäkers zu — „wir werden diesem Hinweis nachgehen“. So wie 2016, als es Klagen über Kröten gab, die auf der K 26 in der Nähe des Neurather Kraftwerks überfahren wurden. „Im darauffolgenden Jahr haben wir Zäune an dieser Stelle aufgebaut“, berichtet Plümakers. „Allerdings ist keine einzige Kröte in die Kiste gepurzelt.“ In solchen Fällen werden die Schutzmaßnahmen im Jahr darauf anderswo eingesetzt. „Wir weisen Autofahrer aber mit Schildern auf eine mögliche Amphibienwanderung hin — und es wird regelmäßig kontrolliert, ob sich dort tote Tiere finden“, sagt Tanja Plümakers.

Die Kröten hocken tagsüber unter Holzstapeln, in Mäuselöchern oder an Baumwurzeln. „Sie werden erst nachts aktiv“, sagt Grevenbroichs Umweltbeauftragter Norbert Wolf. Das Problem: Unterwegs zu ihren Gewässern, versuchen die Männchen ein Weibchen zu ergattern. „Dafür bleiben sie gerne an einer ebenen Stelle sitzen — oft auf Straßen“, sagt Wolf. Und dort fallen sie leicht dem Verkehr zum Opfer.