Die Riten und Symbole zu Ostern
Ostern ist das höchste Fest der Christen. In Kirchen und bei Gottesdiensten gibt es viel zu entdecken.
Rhein-Kreis. Die Tage von Gründonnerstag bis Ostern, das mit dem Sonnenuntergang am Karsamstag beginnt, sind die heiligen drei Tage. Die Gottesdienste werden deshalb Triduum (drei) genannt und so gefeiert, wie Kreisdechant Monsignore Guido Assmann erklärt, „als wenn sie ein einziger Gottesdienst über drei Tage verteilt wären“. Schon diese Liturgie hebt Ostern als höchstes Fest der Christenheit unter allen Feiertagen hervor, doch lässt sich diese Sonderstellung auch im Kirchenraum ablesen. Mit offenen Augen und Ohren lässt sich Ostern viel entdecken.
Monsignore Guido Assmann
Seit Aschermittwoch hat sich der Kirchenraum verändert. „Der Glaube ist nicht nur Kopfsache, sondern der ganze Mensch will angesprochen sein“, sagt Assmann. Auffällig ist, dass mit Beginn der österlichen Bußzeit jeder Blumenschmuck aus dem Altarraum verschwunden ist. Erst Ostern kehrt er zurück. In der Karwoche ändert sich auch die liturgische Farbe, die sich in den Messgewändern der Priester spiegelt. Die Gewänder in Violett, der Farbe der Buße und Umkehr, bleiben in der Sakristei. Seit Palmsonntag tragen die Priester Rot, das an das Königtum Jesu erinnert.
„Auch das Ohr bemerkt in diesen Tagen eine Änderung“, erklärt Assmann. Die Orgel wird in der österlichen Bußzeit verhaltener, ruhiger gespielt und dient ausschließlich der Begleitung des Gesangs. An Gründonnerstag, dem einzigen Tag im Kirchenjahr, an dem nur einmal — und zwar abends — die Messe gefeiert werden darf, verstummt sie im Laufe der Messe ganz. „Der Verrat des Judas kündigt sich an“, sagt Assmann. An Karfreitag, dem Tages des Todes Jesu, und Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe, bleibt sie stumm. Erst in der Osternacht erklingt die Orgel wieder — festlich, brausend, jubilierend. Sie setzt in dieser Nacht des Wachens nach der letzten der meist drei vorgetragenen Lesungen aus dem Alten Testament wieder ein, und zeitgleich, so Assmann, „läuten es die Glocken, die seit Karfreitag geschwiegen haben, in die Nacht: Was Gott im alten Bund versprochen hat, das ist in Jesus Christus Wirklichkeit geworden.“
Ein Unterschied wird auch beim Gesang hörbar: Das Gloria, der Lobgesang der Engel aus der Weihnachtsnacht, und das Halleluja, der Freuderuf über die Auferstehung Jesu, waren in der Fastenzeit nicht zu hören. Erst in der Osternacht werden sie wieder gesungen. Das Halleluja sogar drei Mal, jedes Mal einen Ton höher. „Das ist schon Gänsehautgefühl“, sagt Assmann. „Wer noch so müde ist versteht spätestens jetzt: Der Herr ist auferstanden.“
Symbole unterstreichen die Botschaft. Vor der Kirche wird in der Osternacht das Osterfeuer entfacht. Die Dunkelheit wird durch das Licht besiegt. An diesem Feuer wird eine neue Osterkerze entzündet. Lumen Christi — Christus ist Licht. Diese geschmückte Kerze wird als erstes in die dunkle Kirche getragen. An ihr entzünden die Gemeindemitglieder ihre mitgebrachten Kerzen: Das Licht des Glaubens wird weitergegeben.
Bis Pfingsten bleibt die Kirche besonders geschmückt, und die Osterkerze brennt den ganzen Tag. „Danach wird sie an den Taufbrunnen gestellt und brennt zu den Taufen und zu Messfeiern am Tag einer Beerdigung“, sagt Assmann.
Bis Pfingsten wird auch das Taufwasser benutzt, das in der Osternacht geweiht wird. Mit ihm werden auch die Weihwasserbecken an den Eingängen zur Kirche gefüllt. Sie waren im Anschluss an die Messe an Gründonnerstag, wenn auch die Leuchter und Altardecken als Zeichen der Trauer abgeräumt werden, geleert worden. „Das Wasser wird in die Natur zurückgegeben, also nicht einfach in den Ausguss geschüttet, da es ja geweiht ist“, erklärt Assmann. Nach dieser Messe wird die Kommunion auch nicht im Tabernakel verwahrt. Übrig gebliebene Hostien werden — wo es so etwas gibt — in die Krypta gebracht. „Jesus stirbt und verlässt die Welt“, erklärt Assmann diese Symbolik, zu der auch die Vernichtung der heiligen Öle gehört, die ein Priester das ganze Jahr über bei sich trägt. Das Kreuz als Bild für die Passion Jesu bleibt allein im Kirchenraum zurück. Zwei Wochen lang war der Körper des Gekreuzigten verhüllt (Assmann: „Das Auge fastet.“), Karfreitag ist sein Leiden wieder den Blicken aller Christen offenbar. Doch wird dieses Symbol der Trauer überschattet — vom Jubel der Osternacht.