Dormagen: Bayer plant 150-Millionen-Projekt
Chempark: Am Standort Dormagen soll eine neue TDI-Anlage entstehen.
Dormagen. Einen "Meilenstein für die Entwicklung des Chemparks" nennt Leiter Walter Leidinger die am Standort Dormagen geplante TDI-Anlage, deren Eckdaten jetzt erstmals öffentlich vorgestellt wurden.
Das 150 Millionen-Euro-Projekt der Kunststoff-Sparte Bayer Material Science (BMS) soll den Chemiestandort Dormagen - an dem mit 18 Milliarden Euro mehr als ein Zehntel des Chemieumsatzes in Deutschland gemacht wird - nachhaltig stärken.
Bereits seit 45 Jahren wird in Dormagen Toluylen-Diisocyanat, kurz TDI, produziert. Der flüssige Stoff ist ein Vorprodukt für die Herstellung von Polyurethan-Weichschäumen, die sich unter anderem in Autositzen, Polstermöbeln und speziellen Matratzen wiederfinden.
Die neue Anlage mit deutlich optimierter Produktionstechnik soll mit einer Kapazität von 300 000 Tonnen jährlich ganz Europa beliefern. Zum Vergleich: Im bereits bestehenden Dormagener TDI-Betrieb werden derzeit 80 000 Tonnen im Jahr produziert.
Mit dem Bau der hochmodernen Anlage werden die alten Betriebe in Dormagen und Brunsbüttel abgelöst. "Die gebündelte Expertise unserer TDI-Prozessinnovation kommt aus Dormagen - darauf sind wir besonders stolz", sagt Dieter Kuhne, Leiter der TDI-Produktion in Dormagen.
"Gegenüber einer konventionellen Anlage gleicher Größe ermöglicht unser Verfahren Energieeinsparungen von bis zu 60 Prozent und reduziert den CO2-Ausstoß um 60 000 Tonnen", so Kuhne weiter.
TDI entsteht durch die Reaktion des gasförmigen Stoffes TDA mit Phosgen, ein Abfallprodukt im Produktionsprozess ist Salzsäure. Als Sicherheitsvorkehrung für Mitarbeiter und Nachbarn steht die Anlage nicht unter freiem Himmel, sondern wird mit einer "Einhausung" umbaut, in der Messfühler jede verdächtige Veränderung der Raumluft registrieren und melden.
Alle phosgenführenden Teile werden außerdem doppelt ummantelt. Noch steht Bayer Material Science am Anfang des Genehmigungsverfahrens. Im April gibt es einen gemeinsamen Termin mit der Bezirkregierung Köln. Der Genehmigungsantrag soll bis zum Jahresende fertig sein.
Bei zügiger Abwicklung könnte die Produktion mit 45 Mitarbeitern Anfang 2014 starten. Und auch mit dem vermeintlichen "Abfallprodukt" Salzsäure will BMS dann Geld verdienen. Es sei am Markt ebenfalls begehrt und soll zu zwei Dritteln verkauft werden, so Kuhne.