Dormagener Tafel schränkt den Kreis ihrer Kunden ein
Ab Juli wird die Tafel nur noch an Menschen Lebensmittel ausgeben, die Hartz IV oder Wohngeld empfangen.
Dormagen. Über die Entscheidung ist Claudia Manousek nicht glücklich. Doch zurzeit gibt es für die Vorsitzende des Vereins „Dormagener Tafel“ keine andere Lösung. Auf der Mitgliederversammlung wurde nun beschlossen, dass „ab dem 1. Juli nur noch Kunden mit staatlichen Transferleistungen“ bedient werden. Daher wurden jetzt alle gebeten, ihre entsprechenden Unterlagen bis zum 22. Juni vorzulegen. „Wir werden den Besuchern einfach nicht mehr Herr“, sagt Manousek. Deren hohe und wöchentlich steigende Zahl kommt in erster Linie durch die Asylbewerber zustande, die der Stadt zugeteilt werden (Stand März: 310).
Die Lebensmittelausgabe der Tafel wurde bereits vor einigen Monaten umorganisiert. An zwei Tagen können Familien dort einkaufen, an einem Einzelpersonen. Ungefähr 1800 Menschen, schätzt Claudia Manousek — die genaue Zahl kann sie nicht nennen, da sie nicht immer weiß, wie viele Mitglieder zu einer Familie gehören — werden pro Woche von der Tafel versorgt. „Bei 2000 sind wir an der oberen Grenze angelangt“, sagt die Vereinsvorsitzende. Sie ist sich sicher, dass diese Zahl bald erreicht sein wird.
Deshalb werden einige Kunden ab Juli auf den wöchentlichen Gang zur Tafel verzichten müssen, nämlich die, die keine entsprechenden Unterlagen vorlegen können, weil sie nicht vom Staat unterstützt werden. Treffen werde es dann die Rentner, so Manousek, die in der Tafel-Kartei sind, weil sie per Kontoauszug zwar bewiesen haben, dass ihre Rente gering und die Miete dafür eigentlich zu hoch ist, die aber keine weitere Unterstützung erhalten.
„Für sie gibt es jetzt nur eine Lösung“, sagt Manousek. „Sie müssen Wohngeld beantragen. Wird das genehmigt, bleiben sie natürlich Kunden der Tafel.“ Außerdem würden auf diese Weise, so „manche schwarzen Schafe“ auch aussortiert. Nämlich diejenigen, in deren Haushalt eine weitere Person lebt, die ebenfalls Rente bezieht. „Das wissen wir natürlich nicht, haben auch weder die rechtliche Handhabe noch die Kapazität, das zu überprüfen“, erklärt Claudia Manousek. Immerhin ungefähr 35 Prozent der Kunden gehören der Altersgruppe der über 60-Jährigen an.
Bis zum Jahresende, da ist sie sich ziemlich sicher, muss der Verein noch weitere „unpopuläre“ Maßnahmen durchsetzen. „Wir wissen nicht, wie viele Asylbewerber noch nach Dormagen kommen werden. Eventuell müssen wir einigen Kunden, die schon seit vielen Jahren zu uns kommen, eine Zwangspause auferlegen“, befürchtet sie. Der große Andrang an der Kölner Straße macht aber noch ein anderes Problem deutlich: Die Supermärkte geben weniger Lebensmittel ab. „Die Händler überprüfen ihre Warenbestellungen strenger“, meint Manousek. Das sei ja grundsätzlich zu begrüßen, für die Tafel ist es allerdings ein Nachteil.
Mit 25 weiteren Tafeln in der Region steht die ehrenamtliche Vorsitzende in regelmäßigem Kontakt. Waren werden ausgetauscht. Was alle noch mehr gebrauchen könnten, ist Obst und Gemüse. „Wir können halt nur das ausgeben, was wir haben“, sagt Claudia Manousek.