Täter hinterlassen Verwüstung in Neuss Unbekannte verwüsten Edeka-Center
Die Serie der Automatensprengungen im Neusser Raum setzt sich fort. Das E-Center in Norf bleibt am Donnerstag geschlossen. Was über die Täter bekannt ist und welche Konsequenzen der Standort zieht.
Die Bilder sind verheerend: eine zerfetzte Zwischenwand, Kabel hängen von der Decke, Deckenplatten liegen im Laden, Einzelteile und Geldscheine auf dem Boden. Die Edeka-Filiale in Norf an der Schellbergstraße ist verwüstet. Der Grund: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben bislang unbekannte Täter einen Geldautomaten gesprengt, gegen 3.45 Uhr soll sich die Sprengung laut Polizei ereignet haben. Damit häufen sich die Fälle der zuletzt in Neuss und Umgebung gesprengten Geldautomaten. Noch im November war es ein Automat der Postbank-Filiale am Theodor-Heuss-Platz, im Februar in Reuschenberg, kürzlich gab es einen Versuch in Rommerskirchen.
Nun also der Fall in Norf. „Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Christian Gossens, Leiter des E-Centers. Die Druckwelle der Explosion konnte sich wegen der hohen Decken nach oben ausbreiten, trotzdem liege der Kassenraum und der Raum, in dem der Automat stand, in Trümmern. Ein Gutachter sollte sich ein Bild vom Schaden machen, die Statik sei nicht beschädigt, auch von der Technik sei nichts kaputt.
Unverpackte Lebensmittel müssen weggeschmissen werden
Ein gutes Zeichen, dass der Laden am Freitag wieder öffnen kann. Dennoch ist für den Filialleiter und seine Mitarbeiter ein Haufen Arbeit angefallen. Die Trümmer müssen beseitigt, Ware muss entsorgt und ersetzt werden. „Alles, was unverpackt ist – frisches Gemüse oder die Wurst in der Fleischtheke – könnten möglicherweise von Gasen kontaminiert sein, das Risiko wollen wir nicht eingehen“, sagt Gossens. Früher wurde hauptsächlich Gas genutzt, heute Festsprengstoff. „Das heißt, dass immer öfter nicht ‚nur‘ der Geldautomat zerstört wird, sondern auch das ganze Drumherum“, erklärt der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings, der sich mit CDU-Stadtverbandschef Jan-Philipp Büchler vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hat. Geerlings versichert, dass in NRW konsequent gegen Geldautomatensprenger vorgegangen, sogar eine Sonderkommission eingesetzt wird.
Doch zunächst bleiben die Trümmer in Christian Gossens Filiale. Seine Mitarbeiter helfen hinter verschlossenen Türen mit, er könne sie ja nicht zu Hause lassen. Auch von der Hauptgeschäftsstelle würde er Unterstützung erhalten. Weitere Schönheitsreparaturen können dann bei laufendem Betrieb ausgeführt werden.
Geldautomaten sind durch Tatserien Mangelware
Bis der Automat wieder in Betrieb genommen werden kann, wird es länger dauern, sagt Stephan Meiser, Sprecher der Sparkasse Neuss. Das habe mit Lieferengpässen zu tun, um neue Geräte herzustellen, aber auch Miet- oder Ersatzgeräte sind wegen vermehrter Sprengungen nicht verfügbar. Weitere Geschäfte im E-Center sind nicht betroffen.
Dennoch bleibt die Frage: Wie konnten sich die Täter Zutritt in die Filiale verschaffen? Die Schiebetüren sollen laut deutschem Gesetzgeber von innen immer zu öffnen sein, das habe Sicherheitsgründe, sagt Christian Gossens, „mit Gewalt bekommt man die Türen von Außen trotzdem auf“. Das mutwillige Aufschieben von Außen löse jedoch einen Alarm aus. Es muss alles sehr schnell gegangen sein. Der Alarm kam sofort bei der Polizei an, bei ihrer Ankunft wenige Minuten später waren die Täter allerdings schon über alle Berge. „Die Sprengungen bekommen eine neue Intensität“, sagt Stephan Meiser, „während zunächst nur leicht zugängliche Automaten gesprengt wurden, machen die Täter nun auch keinen Halt mehr vor Automaten in Einkaufszentren.“