Edith Stein - Vorbild für Schülerinnen
Hermann Josef Werhahn stiftet Edith-Stein-Büste von Gerresheim.
Neuss. Was kümmert mich Edith Stein?, fragte Joachim Braun, Leiter des gleichnamigen Familienforums. Diese Frau auf der Suche nach der letzten Wahrheit, Philosophin und Zweiflerin, Jüdin und Christin, Gläubige und Heilige, so seine Antwort, kann allen Vorbild sein: mit einem Glauben, der Vernunft zulässt. Im Rosengarten des Gymnasiums und des Berufskollegs Marienberg wurde Freitag eine Edith-Stein-Büste von Bert Gerresheim übergeben.
Während der Feierstunde in der Schulkapelle legten Braun und Oberpfarrer Guido Assmann die Bedeutung der Edith Stein, die als konvertierte Christin 1942 in Auschwitz ermordet wurde, für die Schülerinnen am Marienberg dar. Als eine der ersten Frauen in Deutschland begann Edith Stein nach ihrem Abitur ein Studium, promovierte — doch die Habilitation blieb ihr, einer Frau und Jüdin, verwehrt.
Sie ging ihren Weg weiter: Von der jüdischen Atheistin zur getauften Gläubigen, von den Nazis mit Berufsverbot belegt, aus dem Kölner Kloster nach Holland ausgewandert, von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ein Vorbild für die Schülerinnen, konstatierte Oberpfarrer Assmann, und als Vorbild wichtig in einer Zeit, in der die Annahme des Glaubens nicht selbstverständlich sei, in der vielmehr Autonomie und Individualismus gegen konfessionellen Glauben zu stehen scheine.
Die Bronzebüste schenkt Hermann-Josef Werhahn der Stiftung Schule Marienberg: Der 90-Jährige bekannte, er sei „keinesfalls ein typischer Stifter“ und dankbar, dass er mit seinem Ansinnen überall auf so viel Entgegenkommen gestoßen sei. Er selbst, so sagte es der untypische Stifter, sei in einer „barbarischen Männerwelt“ großgeworden, habe die NS-Zeit erlebt, erlitten und überlebt.
Er hatte den Künstler Bert Gerresheim angesprochen: Ob er die ihn so beeindruckende Büste der Edith Stein, die im Foto in einem Katalog des Clemens-Sels-Museums gesehen hatte, nochmals herstellen könne? Der Düsseldorfer Künstler, in Neuss unter anderem durch seine Jakobus-Figur auf dem Freithof bekannt, sagte zu. In Köln hat er bereits eine Edith-Stein-Skulptur geschaffen.
Nun steht die Büste der 1998 heiliggesprochenen Kämpferin für Vernunft und Glauben im Rosengarten der Schule. Hermann-Josef Werhahn verband die Übergabe mit einem Wunsch. Die Enthüllung, sagte er, könne vielleicht Anlass und eine „große Gelegenheit“ sein, eine Gesprächsrunde von Juden und Christen zu eröffnen.