Elmar Theveßen in Neuss US-Wahlen – ist die globale Ordnung in Gefahr?

Neuss · Elmar Theveßen, ZDF-Studioleiter Washington, befasste sich im Sparkassenforum mit dem Urnengang in den Staaten im November.

Elmar Theveßen referierte unter anderem darüber, wie sich die US-Wahlen – je nach Ausgang – auf Deutschland auswirken können.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Trotz der Fußball-Europameisterschaft kamen am Montagabend rund 300 Menschen ins Sparkassen-Forum an der Michaelstraße. Im Mittelpunkt stand an diesem Abend der aus Viersen stammende Elmar Theveßen. Er ist der Leiter der ZDF-Studios in Washington und ganz dicht dran an der Polit-Prominenz in den USA. Im Kern ging es in seinem Vortrag und der anschließenden Diskussionsrunde darum, wie es weitergeht mit den wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA, wenn der neue Präsident Donald Trump heißt.

Sind Demokratie und globale Ordnung in Gefahr? Theveßen ging es in seinem Vortrag um das große Ganze, die Weltpolitik. Mit Blick auf den G7-Gipfel gab er zu bedenken: „Sechs der sieben Staaten sind politisch geschwächt oder es könnte zu einer Destabilisierung kommen.“ Ein Thema in den USA sei das Alter der Präsidenten: Trump ist 79, Biden 81 Jahre alt.

„Ländern wie China gehe es ausschließlich um Zweckgemeinschaften, Werte sind wurscht“, sagte der Referent. Menschenrechte seien vor allem den Schwellenländern erst mal nicht wichtig. Meinungsfreiheit habe keinen Wert – Entwicklung sei wichtige als Menschenrechte. „Joe Biden erwartet, dass Europa mitzieht, wenn China Taiwan überfällt“, erklärte Theveßen. Eine abenteuerliche Vorstellung vor dem Hintergrund, dass China ein stark gerüstetes Land, mit der größten Kriegsflotte der Erde ist. Die USA rüsten militärisch auf, zugleich wird ihre Wirtschaft gestärkt, um möglichst unabhängig von China zu werden. Strafzölle werden die Haushalte belasten. Ein Kernsatz des Vortrags: „Die Demokratie muss beweisen, dass sie liefern kann, sonst gilt Autokratismus als der bessere Weg.“ Es könne auch für uns „ungemütlich“ werden, sollte Trump wieder Präsident werden. Theveßen könne die Forderung, dass die Europäer mehr für die Verteidigung durch die USA bezahlen sollen, nachvollziehen.

Sebastian Voss von Hager & Meisinger in Neuss, brachte aus den USA folgenden Eindruck mit: „Ich war schockiert, wie sehr dort in Schwarz-Weiß gedacht wird, selbst studierte Menschen denken so. Was sie sagen ist erschreckend.“ Für viele sei sogar ein Bürgerkrieg denkbar.

Dorothee Stamm von der Medtronic in Meerbusch meinte: „Egal, wie der neue Präsident heißt, wir würden uns arrangieren. Auch Biden macht längst nicht alles so, wie wir es uns wünschen.“ Galina Kolev-Schaefer, Professorin an der Technischen Hochschule in Köln beklagte „einen Zuwachs an Bürokratie in der EU“ und nannte als Beispiel das Lieferkettengesetz. Ihrer Meinung nach hat die Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren extrem gelitten.

Theveßen erklärte, dass man in den USA erkannt habe, dass die Abhängigkeit von China reduziert werden müsse. Biden fördert Berufe mit Zukunft und pusht Industrien, die dringend gebraucht werden. Camilla Harris gewinne zunehmend an Format. „Wenn Biden stürbe, würde sie die Wahl zur Präsidentin allerdings krachend verlieren.“ Der Leiter des ZDF-Studios in Washington geht davon aus, dass Biden die Wahl gewinnen wird. Nicht gänzlich auszuschließen sei, dass eine andere Person kurzfristig ins Rennen geschickt werde. Auch die Talkgäste sind der Auffassung, dass es Biden schaffen könnte. Dominikus Penners vom Sparkassenvorstand gab folgende Prognose ab: „Unter Trump könnte es ruckeliger werden.“ Vor allem die Autoindustrie und der Maschinenbau könnten unter dem Trump-Protektionismus leiden. Insgesamt herrschte Optimismus vor, und man könne nur hoffen, dass dies Zweckoptimismus ist.

China manipuliert laut
Theveßen mit TikTok

Einig war man sich an dem Abend über zweierlei: Zum einen wäre Biden für Europa besser als Trump. Zum anderen gibt es noch viele weitere Probleme, die mit dem Präsidenten der USA eher weniger zu tun haben. So machte Theveßen deutlich, wie China auf die demokratische westliche Welt auf subtile Weise einwirkt: Als Beispiel nannte er TikTok – kulturelle Traditionen und geschichtliche Überzeugungen sollten mit dieser Plattform manipuliert werden. Nicht gerade ermutigend: Es sieht aktuell so aus, als könne man mit Demokratie in den aufstrebenden Staaten nicht viel hermachen.