Bürgermonitor Neuss Abbruch der Eternit-Fabrik: Anwohner in Sorge wegen Asbest
Gnadental · Bürgerinitiative „Casa Meertal“ wendet sich an den Bürgermeister. Eigentümer betont: Eine Gefährdung bestehe nicht.
Zwischen Berghäuschensweg und Kölner Straße hat der Abbruch der ehemaligen Eternit-Fabrik begonnen. Das Großprojekt vollzieht sich zwar noch hinter verschlossenen Türen, weil die Werksgebäude zunächst entkernt, also bewegliche Anlageteile entfernt werden, doch beobachten Mitglieder der Bürgerinitiative „Casa Meertal“ die Aktivitäten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nicht ohne Sorge. Denn bei Eternit wurde über Jahrzehnte in großen Mengen der inzwischen als krebserregend erkannte und deshalb seit 1993 verbotene Stoff Asbest in der Produktion von Faserzementplatten verwendet – und verbaut. Das wirft auch Fragen auf.
Diese richtete Gerd Faruß im Auftrag der Nachbarschaftsinitiative an Bürgermeister Reiner Breuer. Die Antwort war am Donnerstag in der Post, stellt die Anwohner aber nur teilweise zufrieden. „Einfach nur zu schreiben, dass Grund und Boden untersucht wurden und keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, ist ein bisschen wenig“, sagt Faruß. „Wir hätten die Untersuchungsergebnisse gerne selbst gesehen.“ Faruß bedauert zudem, dass sich das zeitgleich angeschriebene Kreisgesundheitsamt noch nicht gemeldet hat.
Sieben Hektar umfasst das ehemalige Werksgelände, wo zuletzt die Firma Essertec Mieter war und unter anderem Lichtkuppeln herstellte. Essertec hat den Firmensitz im vergangenen Jahr nach Grevenbroich verlegt, aber da hatte die zum belgischen Etex-Konzern gehörende Eternit GmbH, die seit Oktober unter Etex Germany Exteriors GmbH firmiert, das Gelände schon an zwei Investoren verkauft. Der eine plant den Bau eines Nahversorgungszentrums, der andere Wohnbebauung. Und drei Hektar entlang der Autobahn bleiben Gewerbe vorbehalten.
Vor dem Neubau steht der Abbruch, den Etex/Eternit der Stadt nach Angaben von Stadtsprecher Tobias Spange Mitte Februar angezeigt hatte. Eine Abbruchgenehigung sei nicht mehr nötig, betont Spange. Der Stadt berichtete der Eigentümer, dass im Boden kein Hinweis darauf gefunden wurde, der eine Ablagerungsfläche von Asbest erkennen lässt. „Gefahren für die angrenzende Bevölkerung bestanden und bestehen nicht“, schlussfolgert der Eigentümer.
Mit dem Abbruch wurde die Firma Prangenberg & Zaun beauftragt, die für Asbestsanierungen zugelassen ist. Der Rückbau erfolge gemäß den Regelungen der Gefahrstoffverordnung, sagt Spange, und würde nicht nur behördlich überwacht, sondern von einem Gesundheitsschutzkoordinator gutachterlich begleitet. Auch das Umweltamt des Kreises ist als Untere Umweltbehörde beteiligt, bestätigt Kreissprecher Benjamin Josephs. Die Bauaufsicht sei Sache der Stadt, doch die fachgerechte Entsorgung von Asbest falle in die Zuständigkeit des Kreises. „Wir werden das überwachen und im Zweifel reagieren“, sagt Josephs.