Fotograf Fabio Borquez: Die Träume der Jugend
Der Fotograf Fabio Borquez ist für seine Arbeit mit Neusser Schülern ausgezeichnet worden.
Neuss. Eine Unterführung. Es ist düster. Ein Clown mit knallgrünen Haaren und bunt gemusterter Kleidung steht auf dem Kopfsteinpflaster. Um ihn herum: fünf unscheinbare Gestalten. Sie trinken Bier, fahren Einrad und schwenken weiße Bänder. „Wirrwarr der Emotionen“ heißt dieses Bild, dass das Ergebnis eines Fotoprojektes mit Schülern aus Neuss ist. Fotograf Fabio Borquez hat die jungen Leute dabei im Rahmen des Landesprogramms „Kultur und Schule“ begleitet und viel Herzblut in die Arbeit gesteckt. Jetzt wurde er von NRW-Kulturministerin Ute Schäfer ausgezeichnet.
„Ich bin ein ehrgeiziger Typ und habe die Latte sehr hoch gehängt“, sagt der 46-jährige Neusser. Rund ein Jahr hat er mit Schülern des Marie-Curie- und des Gymnasiums Norf an dem Projekt mit dem Titel „In den Händen von Morpheus“ gearbeitet. Dabei ging es vor allem um die Träume der Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. Im Team wurden diese Träume, oder auch Alpträume, dann gemeinsam visualisiert. Herausgekommen sind einzigartige Fotos, einige farbenfroh und surreal, andere düster und bedrückend. „Obwohl ich kein Pädagoge bin und komisches Deutsch spreche, haben mich die Schüler akzeptiert und sehr gut mitgemacht“, sagt der gebürtige Argentinier.
Vor zehn Jahren kam er der Liebe wegen nach Neuss. Zuvor hatte er in seinem Heimatland als Architekt, Künstler und Fotograf gearbeitet. Heute ist er nur noch Fotograf. Die Entscheidung sei hart gewesen, aber er habe gemerkt, dass er nicht alles gleichzeitig machen könne. Auch der Start in Deutschland war nicht einfach: „Ich konnte die Sprache nicht und musste mir erst einmal wieder einen Namen machen.“
Das hat er inzwischen geschafft. Bekannt ist Borquez vor allem für seine Aktfotografie. Seine Bilder erschienen schon in der Vanity Fair oder dem Playboy. Borquez kämpf jedoch dagegen an, in eine Schublade gesteckt zu werden. „Ich bin auch Kunstfotograf und arbeite gerne mit Kindern und Jugendlichen.“
Beim aktuellen Projekt hat er seinen Schülern freie Hand gelassen. Sie durften das Motiv und die Requisiten auswählen, sie organisierten die Models, die Kleidung und das Make-up. Borquez hielt sich eher im Hintergrund, gab Tipps und half bei technischen Fragen. „Ich habe generell viel über Kunst und Kultur erzählt. Da hat man deutlich gemerkt, dass es bei den Schülern einen Mangel gibt“, sagt der 46-Jährige.
Im Juni stellte die Projektgruppe ihre Werke im Landestheater aus, ein Bildband und ein Katalog wurden veröffentlicht. „Die Resonanz und die Wertschätzung durch die Öffentlichkeit war wichtig für die Schüler“, erzählt Borquez. Am Mittwoch erhielt er für sein Projekt den Preis „Kultur prägt!“. Er wird seit 2003 vom Land verliehen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Künstlern mit Kindern zu fördern. Er ist mit 2000 Euro dotiert. „Der Preis bedeutet für mich eine Anerkennung meiner Arbeit. Viel wichtiger ist aber, dass die Schüler etwas aus dem Projekt mitgenommen haben“, sagt Borquez.