Fußballfans und Tierfreunde ziehen los
Das regnerische und kalte Wetter nahm den Jecken beim Eintopfsamtagszug nicht den Spaß.
Dormagen. Sie sahen ja wirklich zum Anbeißen aus, diese pink-lilafarbenen Zuckertörtchen aus der Candybar der Truppe „Bund (oder bunt?!) gemischt“, die da unter dem Motto „Hier kumme die Leckersche“ im Eintopfsamstagzug feilgeboten wurden. Aber was wird der Zahnarzt dazu sagen? Mit bohrenden Fragen ist zu rechnen. Die hatte das „Kuuhruudel“ für sich schon beanwortet, wahrscheinlich nach dem Genuss von reichlich Schokolade einer bestimmten Marke. „Klar gibt’s lila Kühe, seht uns doch an“, schien das mit Hörnern, Eutertaschen und violetten Accessoires ausstaffierte „Ruudel“ allen Zweiflern zuzurufen.
Die beiden Gruppen waren nur zwei von zahlreichen Highlights im Dormagener Zoch, für den sich weit über 1000 Teilnehmer angemeldet hatten. Diese Zahl erhöhte sich um ein Vielfaches durch all die Jecken, die — teils ebenfalls schön kostümiert — am Straßenrand der nass-kalten Witterung trotzten. Sie mussten gerade am Anfang gut aufpassen, um nichts zu versäumen. Im Bereich Florastraße legte der Zug nämlich ICE-verdächtiges Tempo vor. Von Stillstand keine Spur, fix ging’s voran, so als wollten die Teilnehmer möglichst rasch wieder ins Warme.
Dabei hätten zumindest die stark vertretenen Tierfreunde auf ihr Fell vertrauen können: Die „Pink Panther“ etwa aus der gleichnamigen Dormagener Kneipe. Oder die „Jecken Fründe“, die sich „jeck jestrieft“ als Zebras präsentierten. Aufs Federkleid setzten die Gäste aus der französischen Partnerstadt St. André, die als gallische Hähne, natürlich in ihren Landesfarben, im Zug mitflatterten wie die Schmetterlinge mit den bunten Riesenflügeln. Andere Gruppen wie die Quallen suchten Schutz unter der Wasseroberfläche. Alles Mumpitz, meinten dagegen offenbar die Dormagener Handballjecken. Aus ihrem Dschungelkäfig waren sie zwar ausgebüxt, wie auseinandergebogene schwedische Gardinen verrieten, blieben aber dem warmen Klima treu und labten sich an Bananen.
Ungemütlicher geht es in den Vereinigten Staaten zu, seit dort Donald Trump das Regiment führt. Die Jecken vom Rhing hielt das nicht davon ab, ihren amerikanischen Traum mit vielen Stars and Stripes zu leben. Den Traum von Frieden und Sicherheit haben bestimmt die jungen Flüchtlinge, die in Dormagen eine neue Heimat gefunden haben. Einige gingen im Tross des Jugendzentrums „Rübe“ mit — und zeigten sich bereits gut integriert. Auf ihren Shirts prangte ein Text der „Bläck Fööss“: „Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch. Mir han dadurch su vill jewonne.“ Wohl wahr.
Ans Gewinnen dachten auch „Jeck un’ doll“. Sie gaben in Fußball- und Rasenmontur die Devise für die Weltmeisterschaft im Sommer aus: „Auf zum 5. Stern“, also zum nächsten Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft. Bis dahin ist’s noch lange hin. Damit in den nächsten Monaten niemand darben muss, brachten alle Zuggruppen wenige Tage vor Beginn der Fastenzeit mit vollen Händen Süßkram unters Volk: die Panzerknacker der „Trinkfesten Jecken“, ebenso wie die evd, die Fliegenpilze der Rheinfelder Karnevalsfreunde oder die Piraten, deren Schiff indes den wenig vertrauenserweckenden Namen „Skorbut“ trug. Am freigiebigsten waren standesgemäß die Tollitäten: Sowohl das Kinderdreigestirn mit Prinz Fabienne I., Jungfrau Raquel und Bauer Leon, als auch die wegen der Erkrankung von Bauer Andi als Zweigestirn auftretenden Prinz Timo I. und Jungfrau Holgi ließen ihre Gaben nur so auf die jubelnden Untertanen herniederprasseln.