Gerangel an der Karnevalsspitze
Am Mittwochabend entscheidet sich im Dorint-Hotel nicht nur, wer der neue Prinz ist. Zur Wahl steht auch, wer das Karnevalspräsidium anführen wird.
Neuss. Die Delegierten der Neusser Karnevalsvereine wählen am Mittwoch einen neuen Prinzen. So gut wie sicher ist dem Vernehmen nach, dass es erneut Karl-Heinz Geißler wird, Prinz der Session 2001/02 und Chef der KG „Edelreserve Rot Gelb“. Völlig unsicher aber ist, wer die neuen Tollitäten der Öffentlichkeit vorstellt. Denn um das Präsidentenamt und die Zusammensetzung des Präsidiums ist im Neusser Karnevalsausschuss (KA) ein Streit entbrannt: zwischen denen, die das Amt übernehmen und denen, die es nicht abgegeben wollen — zumindest nicht an diese Bewerber.
Gegen sie werde „ganz offenkundig Stimmung gemacht“, klagt Marc Siebert den Umgang des Präsidiums mit einer offenbar unerwünschten Kandidatur an. Siebert ist Kopf eines Trios, das sich am Mittwochabend zur Wahl stellt. Er selbst wäre gerne der künftige KA-Präsident und damit Nachfolger von Jakob Beyen, Alfons Buschhüter oder Erich Schiffers. Mit Jörg Schulte steht ihm auch ein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten zur Seite. Jutta Stüsgen wiederum strebt das Amt einer Schriftführerin an. Weil das noch amtierende Präsidium angeblich Kandidaten für die vakanten Posten von Geschäftsführer und Schatzmeister gefunden hat, würde sich das Bild wie ein Puzzle zusammenfügen, sagt Siebert. Oder nicht?
„Wir unterstützen die Kandidatur nicht“, sagt Vizepräsident Rainer Franzen. Siebert habe offenbar keine klaren Vorstellungen davon, was auf ihn zukommen könnte. „Er hat noch nicht einmal gefragt, was da alles zu machen ist“, sagt Franzen.
Dabei würde der Vize nach zehn Jahren gerne auch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt scheiden. Präsident Jakob Beyen hat das auch angestrebt: „Ich habe aus dem Neusser Karneval in zehn Jahren eine Marke gemacht“, stellt er sehr zufrieden fest. Und er habe einen Ruf zu verlieren, wenn er die Nachfolge nicht regeln kann. Ein Präsident, sagt er, müsse vernetzt und kreativ sein und dafür sorgen, „mit den Sponsoren eine Nachhaltigkeit zu erreichen.“
So ergeben sich für einige Szenarien, um die die Delegierten der 20 angeschlossenen Karnevalsvereine, zu denen am Mittwoch noch der „Novesienclub“ und die Kaarster KG „Kaasch op Jöck“ kommen werden, wissen müssen.
Schriftführer Marc Siebert, wird auf jeden Fall für das Präsidentenamt kandidieren. Fällt er trotz fehlender Mitbewerber durch, würde Beyen vorerst geschäftsführend im Amt bleiben. Dann bliebe auch Franzen. Damit gäbe es kein Amt, auf das sich Schulte bewerben könnte. Siebert wiederum bliebe nichts anderes übrig, als seinen Posten als Schriftführer zu räumen.
Würde Siebert allerdings gewählt, wäre der Weg frei für Schulte und Stüsgen. Dass dann die Kandidaten für Schatzmeister und Geschäftsführung weiter zur Verfügung stehen schließt Franzen allerdings aus.
So geht es am Mittwoch ab 20 Uhr im Dorint-Hotel auch um das Zukunftskonzept. Bleibt Beyen, will er den Delegierten vorschlagen, den Beirat — satzungskonform — parallel zu den Präsidiumsfunktionen um einige Positionen zu erweitern, auf denen sich talentierte Interessenten ausprobieren können. Einen solchen hat Franzen für seine Nachfolge angeblich schon gefunden und will ihn im nächsten Jahr in das Amt einarbeiten.
Siebert glaubt, dass das Präsidium nur Zeit zu gewinnen versucht und vor einem Neuanfang unter seiner Führung zurückschreckt. Seine Vermutung: „Jakob Beyen sucht und akzeptiert nur eine Kopie von sich selber“. Und das kann und will Siebert nicht sein.